Montag, 2. August 2010

Die Kärntnerstraße

Die Kärnterstraße verbindet die wohl für Wien am stärksten identitätsstiftenden Gebäude, die Oper und den Stephansdom miteinander. Sie besteht seit dem dreizehnten Jahrhundert, da eine wichtige Handelsroute nach Süden aus der Stadt durch das Kärntertor führte.
Die Anfänge als Fußgängerzone und die neue U-Bahn brachten vor etwas mehr als 30 Jahren einen Aufschwung und eine große Aufwertung mit sich. Seither setzten mehrere Umgestaltungen unterschiedliche Akzente. Was blieb, war die hohe Fußgängerfrequenz. Heute wird es wohl keinen Wienbesucher geben, der nicht einmal hier entlang geht.
Was er zu sehen bekommt, hat sich in den letzten 10 Jahren stark verändert.


Auch hier, wie in vielen anderen Metropolen greift eine Austauschbarkeit um sich, die mir, so muss ich ehrlich zugeben nicht immer gefällt. Das, was hier in einer der ältesten Wiener Straßen als wientypisch verkauft wird, würde ich unter Vermozartkugelisierung ablegen, und diese scheint wie ein Flächenbrand um sich zu greifen. Fast scheint es, als würde jeder Abtausch eines Geschäftslokales in ein Touristenkitschmekka umgewandelt.

                                             Ausverkauf der Identität in der Kärnterstraße?

Die letzte Umgestaltung des Straßenraumes wurde erst jüngst fertiggestellt, sie hinterläßt die Straße sehr kahl, die neugesetzten Bäume sind noch klein, der Blick bleibt auf den großen Granitplatten hängen.
Infolge großer Schäden durch den 2. Weltkrieg gibt es nur mehr wenige Anker, wie das Palais Todesco, das  Palais Eszterházy oder die Malteserkirche. Was nach dem Krieg schnell aufgebaut wurde, kann substantiell nicht an die Zeit davor anknüpfen. Man kann auf die Entwicklung  in den nächsten 10 Jahren gespannt sein.

 Es gibt sie aber noch, die letzten alten Traditionsbetriebe, unverwechselbar mit Wien verbunden.


Das Glashaus J&L Lobmeyr , gegründet 1823 steuere ich jedesmal an. Auf einer der nicht sehr großen Auslagenseiten ist immer Herend Porcellan ausgestellt. Handbemalte feinste Qualität aus einer der großen Manufakturen in Ungarn.

Wie könnte man die ehemals enge Verbindung zwischen Österreich und Ungarn erlesener feiern, als mit diesem durch die Jahrzehnte stillen Statement. Manchmal stellt sich mir angesichts des Treibens rundherum die bange Frage, wie lange noch?




Gerstner, K&K Hofzuckerbäcker versorgt die Wiener seit 1847 mit feinster Confisserie. Ich stelle mir gerade vor, wieviele Menschen seit der Zeit von Nestroy, Strauß und Liszt hier ein und aus gegangen sind.


Das und noch viel mehr Köstlichkeiten gilt es zu probieren, bei meinem nächsten Bummel durch die Kärnterstraße werde ich dort einfallen, wer kommt mit?

1 Kommentar:

  1. Dieser Post ist zwar schon älter, aber ich möchte trotzdem etwas dazu schreiben. Ich gehe auch gerne in der Kärtnerstraße und Am Graben bummeln, wenn ich in Wien bin. Aber in einem gebe ich Dir recht, diese komischen Kitsch-Geschäfte, die billigste Souvenirs verkaufen, wurden in den letzten Jahren immer mehr.
    Aber Gott sei Dank wird nicht jedes leerstehende Geschäft in einen Souvenir-Tempel umgewandelt, sondern manche finden auch eine vertretbare Nachnutzung. Damit möchte ich zum Beispiel den H&M Am Graben ansprechen, welcher in ehemaliges Traditionskaufhaus eingezogen ist. Die Architektur und der alte Lift sind einfach genial.

    lg kathrin

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