Freitag, 20. September 2013

Ein seltenes Vergnügen

Zweimal im Jahr herrscht Gerechtigkeit am heimischen Himmel. Tag und Nacht werfen ihr Gewicht gleichwertig in die Himmelshälften und keiner muss sich benachteiligt fühlen. Ich als Nachteule mag sie beide. 

Manchmal mag ich sie, die dunkle Seite sogar ein wenig lieber. Da erlaube ich es mir eher zu tun, wozu ich Lust habe. Der Tag gehört doch mehr der Arbeit und den Pflichten. Dem Verplanten. Und so sitze ich da nach Mitternacht und fühle die Stille dieser Tage des Gleichgewichts. Erinnere mich an heiße Tage, als die Sonne über dem See makellos unterging, ohne einen Dunstschleier. Ein seltenes Vergnügen. Je älter ich werde umso mehr, scheint mir, liebe ich eben solche Momente. 


   Foto: Mitte August vom Kis Hegy in Balatonlelle mit Blick auf den Badacsony am Balaton, Ungarn


Wünsche euch allen eine schöne Zeit der Tag- und Nachtgleiche!
Ich werde die letzte Septemberwoche in Irland sein und möglicherweise das eine oder andere herbstliche Foto von dort mitbringen.

  

   

    

Samstag, 14. September 2013

Aufgeweckt / 9

*Wecke die Lebendigkeit in dir*

Nein, nein, nicht Waghalsigkeit. Nur dem Alltagstrott ins fordernde Auge sehen. Die immer gleichen Abläufe unterbrechen. Mal die Zahnbürste mit der anderen Hand nehmen oder auf einem Bein stehen? Nein, das ist Ratgeberlatein und das lesen wir alle zwei Wochen in der Tageszeitung. Jaja, kenn ich, musst du bisschen dies und jenes verändern und du bleibst jung und rostest nicht! Immer wieder mal beim Laufen das Tempo ändern und ab und an im Autoradio den Sender wechseln. Leute, das kann´s doch nicht sein!



Die Arbeit, die Freizeit, den Sport, den Urlaub, alles verplanen, alles kontrollieren. Alles absichern. Ist es das wofür wir leben? Ich fand die Vorstellung für ein Jahr im Voraus zu wissen, wo ich dann Urlaub machen werde furchtbar. Was weiß ich, was dann das Leben für mich bereit hält und was mir dann wichtig sein wird? Genauso die Illusion, dass wir nur genau alles befolgen müssen, was Stand der Technik ist und alles im Leben funktioniert wie geschmiert.

Lebenslust und Lebendigkeit hängt ein Stückchen mit Spontaneität zusammen. Etwas zu wagen, was auf den ersten Blick nicht logisch erscheint, aber sich im Moment richtig gut anfühlt. Sind nicht viele schicksalhafte Ereignisse durch vermeintliche Zufälle entstanden? Man hatte das Gefühl: Das muss ich jetzt machen, da muss ich jetzt hin. Man tat es und peng: Da wartete das Leben mit einem neuen Kapitel und alles veränderte sich. Wenn wir uns verlieben geht das ganz leicht, wie von selbst. Sich ins eigene Leben verlieben hingegen, was für eine Vorstellung! Eine Herausforderung an unser westliches Lebensmodell, das Vorhersehbarkeit an oberste Stelle setzt. Wo sehen sie sich in 5 oder 10 Jahren? Sorry, keine Ahnung! Ich gehe weiter und versorge mein Sein mit Lebendigkeit, alles andere wird sich finden. Auch nur ein wenig mehr davon zu leben, das wär doch was!


Es ist bei Weitem nicht so, dass all die Kapitel in diesem persönlichen Jahreskalender für mich selbstverständlich und leicht klappen. Gerade weil ich über das eine oder andere Thema laut nachdenke bedeutet eben, dass gerade dies eine besondere Aufmerksamkeit braucht. Die Fotos habe ich zu Jahrebeginn spontan ausgewählt und genauso spontan kommen die Themen dazu. Spannend, was da so alles auftaucht. Schön, dass ihr ihr mich begleitet und das eine oder andere mit mir teilt!


Hier könnt ihr die anderen bisher erschienenen Seiten meines diesjährigen Jahreskalenders nachlesen.

   

Montag, 9. September 2013

Vorbei, vorbei

Vorbei vorbei, oder sitzt du no fesch
unter Bäumen, nur mit der Wäsch?

Der Becher Eis könnt werden leer: 
Mei größte Sorge und - da schau her,
da kommt die Helga mit ihrem Neuen!
hast des scho ghört?

Letzten Somma war er kesser,
mit Hemd und Krawatte kennt ma ihn besser... 
damals der Karin ihr Sommaflört
der Winter hat die Leidenschaft scheint´s ausgedörrt.




Ohne schwitzen und dera Hitz, 
ohne Leut zum anschaun
wär´s goar ka Hetz,
ka echter Somma,
Leut wo´st hinschaust, imma!

Somma vergangen, d´Leut dahin,   
ziag ma uns an und morgn glei!
treff ma die Karin in der Konditorei
in der kleinen, bei Kuchen und Chai.

Grad als der Zwetschkenkuchen vor uns steht,
Da Helga ihrer bei der Tür reingeht,
verliebten Blicks zieht er die Babs ans Hemd, 
die Krawattn scho g`lockert, gar nicht verklemmt.

Entgeistert wir drei,

der Helga ihre Zeit
is fürs erste vorbei

vorbei...


Mein erstes Mundartgedicht ist inspiriert von einer kleinen Bronzeplastik vor dem Weissenseehaus in Techendorf, Kärtnen. Als ich "In einer kleinen Konditorei" kürzlich auf einer Drehorgel hörte, war die leicht melancholische und doch verspielt heitere, noch die Hitze in der Haut spürende Sommerendstimmung da. Wenn schon dem Herbst entgegen, dann so...


    

    
  

Freitag, 6. September 2013

Formal verliebt und doch verspielt

Schottland, Lowlands. Es ist Ende Juni und einer der zwei regenfreien Tage im Jahr, so heißt es beim Frühstück. Ein paar Tropfen gibt es dann doch von oben.
Wir kommen zu Fuß durch das langgezogene Tor, das durch ein weit höheres Gebäude, als das verspielter ausgeführte Wohnhaus in einen gekiesten weitläufigen Vorhof führt. Soweit nichts Besonderes.



Wir treten an die Balustrade und reagieren wie alle, die von hier aus sehen wollen, wie es dahinter weitergeht. Man kann es erst gar nicht glauben, was man da sieht, ahh´s und ohhh´s im Chor.

Drummond Castle. Das Haus ist nicht mehr bewohnt, der Park wird wohl an allen Tagen des Jahres, außer vielleicht zu Weihnachten bearbeitet, ein derart akkurat gepflegter Garten von dieser Größe sprengt erstmal jede Vorstellung! 
Ein formaler Garten, eingebettet in eine Senke, geschützt vor extremen Wettersituationen, liegt gefällig für´s Auge ausgebreitet vor uns.



Die Vegetationzeit ist hier, obwohl das Klima stark vom Golfstrom bestimmt ist, doch aufgrund der geografischen Höhe kurz. Die Rosenblüte fällt spät in den Juli, leider sind wir dafür zu früh da. In den Segmenten zwischen den aus Buchs gestalteten Ornamenten sind die kleinen Knospen der verschiedenen Teerosensorten gerade mal zu erkennen.



Nach dem ersten Staunen schlendern wir über die Kies- und Rasenwege des Gartens, es eröffnen sich immer wieder neue Ausblicke und Perspektiven. Ungeheuer vielfältig erscheinen die verschiedenen Bereiche auch in ihrer Ausstrahlung, von düster bis heiter, für sich einnehmend oder abgrenzend. Man würde das aus der Ferne betrachtet nicht vermuten!



Die Rasenkanten akribisch abgestochen, die Formschnitte an Säuleneiben, Buchs, Lorbeer, Thujen müssen wohl häufig erfolgen, so unglaublich dicht erscheint die Belaubung. Dazwischen immer wieder lockere Elemente, Fächerahorn, Blutahorn. Es blüht noch nicht viel und doch ist eine große Farbigkeit da. Eine Vielfalt der Formen führt das Spiel aus der Bodennähe in die Höhe weiter, es wird nicht zu viel. Besonders nicht, wenn man sich dann mitten durch die Anlage bewegt.





Ich war besonders von den gegensätzlichen Sinneseindrücken begeistert. Zuerst versuchte ich die formale Strenge der Gestaltung zu erfassen, um von Minute zu Minute zu spüren, dass sie sich gefühlsmäßig in eine Weichheit hinein auflöste, bis zuletzt als wir auf dem unsagbar weichen Rasenteppich gingen. Ein Erlebnis, das ich tagträumenderweise hier gerne jeden Tag barfuß hätte. Alles Glück dieser Erde...



Hierher wäre ich gerne etwa drei bis vier Wochen später wiedergekehrt, zur Rosenblüte und dann jetzt bald zur Zeit der Laubfärbung. Eine der Ansichtskarten, die es zu kaufen gab, zeigte eine fantastische Herbstfärbung im sonnigen Morgenlicht, wobei man sich ja fragt, was hier überhaupt die Farbe wechselt!



Pilzkopfförmiger Schnitt der Lorbeerbäume auf der Böschung. Das fand ich besonders nett. Auf dem letzten Bild könnt ihr ein bisschen die Ausmaße erahnen, der Großteil der immergrünen Soldaten steht nicht erst seit gestern hier. 




Alles in Allem ein besonderes Erlebnis und ein Extratipp für alle, die mal in Schottland unterwegs sind und Gärten lieben. 
Du hast in dieser Bilderflut bis zuletzt durchgehalten, schön! Und wenn du planst Drummond Castle zu besuchen, lass es mich wissen, ich mag einfach nochmal dort sein, zur Rosenblüte, wenn möglich!

Hier der Link zur Website von Drummond Castle Gardens.

  
  

Dienstag, 3. September 2013

Tatatataaaa :-)

Es ist soweit! Post Nummer 444 macht es spannend für alle, die an der Verlosung anlässlich des dritten Bloggeburtstages von *kleine freude* teilgenommen haben. Danke für eure netten Kommentare und euer Interesse!



444 - was da so alles schon in die Tastatur geflossen ist, ich habe Hemmungen nachzulesen, über manches würde ich mich jetzt möglicherweise sogar wundern. Vieles ist aus einer Stimmung, aus dem Bauch heraus einfach so dahergetippt. Anderes wieder lange überlegt, dem Klang der Sätze nachgelauscht, nachgefühlt ob der Rhythmus stimmt. Eine Welt ohne viele geschriebene Worte, unvorstellbar! 
Lesen: Ja, schon immer, der Mann an meiner Seite behauptet, ich würde die Bücher fressen und ich weiß, ich bin damit nicht allein! 
Schreiben: Regelmäßig erst seit es diesen Blog gibt. Für die Schublade hatte ich nie Motivation.

Nun aber genug des Nachsinnens über die Freude des Lesens und Schreibens.
Ihr wollt schließlich wissen, wer diesmal das (große) Los gezogen hat, gell?
Aus 19 Namen ist mir dieser in die Finger gehüpft: Nina! Bloggerin von Harmonie-pur. Herzlichen Glückwunsch und viel Freude mit deinem Gewinn. Bitte schreibe mir deine Adresse per mail / elisabeth.firsching(at)gmx.at /.

Jetzt noch eine Frage: Ist es euch zumutbar, noch Fotos vom Frühjahr zu zeigen? Da war nämlich noch was Schönes...

  

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