Freitag, 28. Februar 2014

Zeiten-los

Den Winter verabschieden! Mach ich mit leichtem Herzen und hier auf  *kleine freude* mit meinen Lieblingsblumen, denn sie  hatten 2014 hier noch keinen Auftritt. Bevor sie überall im Freien blühen, hier eine kleine Vorfreude auf diese anmutigen Fröhlichmacher.



Ganz hingerissen war ich von diesem Eichentor in St. Cruz. Die Kraft und Schönheit eines alten Baumes verwandelt Schwere in Leichtigkeit mithilfe von Ranken- und Blütenmotiven. Seht ihr die Tulpen? Stundenlang hätte ich dieses Wunderwerk betrachten können.



Die Zeitungen schreiben, dass wir den zweitwärmsten Winter seit aufgezeichnet wird (etwa 250 Jahre) hatten und der Wärmste liegt nicht weit zurück. Entgegen allen Befürchtungen und Unkenrufen bin ich zuversichtlich. Wir Menschen können uns auf Vieles einstellen, Veränderung ist faszinierend und gleichzeitig eine Herausforderung. Wie schnell können wir uns umstellen, oder vielmehr auf die Umstellung im Wettergeschehen einstellen? Können wir die Energiewende schaffen, wieder mehr im Einklang mit der Natur leben? Sie ruft uns auf, macht bewusst, dass wir uns nicht ausruhen können auf Annahmen. Vorstellungen davon, dass der Mensch die Elemente beherrschen kann. Ehrfurcht und Bewunderung gebühren unserer Erde. Dankbarkeit für ihre Kraft und alles Schöne, das sie hervorbringt.


Hier gehts zu den bisherigen Beiträgen über Tulpen mit vielen Fotos!


     

Mittwoch, 26. Februar 2014

Faschingsverpunktet

Der Höhepunkt des Faschingstreibens naht. Ich dachte immer in Deutschland und naja in Südamerika, klar da kommt ihm keiner aus, aber auch in spanischen Landen grassiert das Verkleidefieber, in jedem zweiten Laden "Faschingsgwandln" rauf und runter. Alles fertig - picobello - oder Meterware, was du nicht gesehen hast, Berge von Stoffballen für Kostüme aller Art. Was verkaufen die sonst frag ich mich angesichts dieser Auswahl.
Um dem noch eins draufzusetzen macht die Verkleiderei auch vor dem "Mobiliar" der Straße nicht halt. Gestalten und nochmal gestalten heißt die Devise. Aber warum gerade rot mit weißen Punkten? Der Blick in die benachbarte Auslage bringt das AHA-Erlebnis auf den Punkt. Tja, ist doch schön, wenn frau sich freut wie in diesem Fall ganz ehrlich. Das Baumkostüm noch frisch, die gehäkelten Dots auf dem roten Strickgrund sauber und soweit geprüft auch nicht einmal von Hunden besprenkelt.



Guerilla-knitting ist ja inzwischen in vielen Ortschaften ein gerne gesehenes Phänomen und ehrlich gesagt, ich denke auch schon drüber nach, ob ich dem alten Birnbaum bei uns am Gartenzaun ein Coat verpassen soll. Nicht eben MinnieMouse-mäßig, viel zu gestylt, obwohl hier schon ganz nett, nicht wahr?



Hier die Auflösung der Stylingaktion. Ein Mascherl wurde dem anmutigen Gesellen am Straßenrand gerade noch erspart, wäre auch echt zu viel des Guten!



Und schließlich noch was für ÄsthetInnen. Feinste Häkelware mit Bildungshintergrund. Indianisches Muster flockig gepaart mit Granny Squares, Ringeln und Sternen, von allem a bissl was. Ist doch nett. Allzugerne würde ich beobachten können, wie Vater Baum seine Wachstumsbedürfnisse durchsetzt, konsequenterweise müsste ich dafür doch selbst einen Versuch starten. Vorher fragen (den Birnbaum, er sollte schon einverstanden sein), eh klar. Für eine kleine Zeit spräche nichts dagegen, aber mit der Bitte um Wollspenden warte ich noch.


                           alle Fotos: St. Cruz/Teneriffa

Wünsche allen Faschingsvernarrten eine tolle Zeit. Habt Spaß und feiert den Frühlingsbeginn! Hier in Wien hat er sich nicht lumpen lassen und sich sehr beeilt.


    


Montag, 24. Februar 2014

Vom Eintauchen und Ankommen

Reisen ist:
Immer wieder ankommen,
atmen,
das Herz öffnen.



Keinen Ort hinter sich lassen,
ohne wirklich dort gewesen zu sein.
             


Ankommen. Das Gefühl angekommen zu sein kommt merkwürdiger- weil unerwarteterweise mitten auf dem Wasser auf. Weniger an den Gestaden, an Land, das als Ziel einen Namen und ein wiedererkennbares Gesicht hat. Ein ganz bestimmtes, immer wieder Abrufbares. 
Inmitten des Meeres mit Blick auf die weite Ober-fläche fühle ich staunend eine intensive Verbindung mit diesem riesigen Körper, in dem man so schnell verloren gehen könnte und in dem keine Stelle festzumachen geht. Faszinierend die Kraft des Wassers, die wir im Alltag in Städten lebend nur gezähmt wahrnehmen. Ordnend und rückverbindend wirkt es in mir, obwohl ich mich in einer schützenden Schiffshaut darin mitbewege. 





Wo nichts den Blick verstellt, fühle ich mich verbunden mit der Größe und Kraft dieser Erde. Mit meinen eigenen Ressourcen. Angekommen im andauernden Fluss der Veränderung. Festhalten wollen wir was wir lieben, was uns scheinbar Sicherheit gibt, was uns nährt. Manchmal klappt das auch. Für eine Zeit. 

Wenn ich eine Reise machte rund um den Erdball, dann um einen Ein-druck zu bekommen: Von der Größe, Weite und Ausdehnung unserer Welt. Auch das gelänge wahrscheinlich eher nur zweidimensional. Kann man sich mehrere Kilometer in die Tiefe des Meeres überhaupt vorstellen? Immer nur Wasser, Salzwasser, das hin und her schaukelt, strömt? In meiner Kleinmädchenvorstellung sehe ich mich auf dem Schiff, wie in einem riesigen Stehaufmännchen. Vom Wind hin und her gedrückt, immer wieder sich selbst aufrichtend. Das Gewicht liegt dort, wo wir eingetaucht sind. Wir geben Gas, haben eine Richtung, ein Ziel. Das Auge glaubt nicht, was der Kopf weiß. Ist inmitten dieser endlos weit scheinenden Fläche mit dem Strich im Blickfeld ein Ankommen möglich? Vielleicht leichter als anderswo...

Ich musste immer schauen. Es tat so unendlich gut.




    

Donnerstag, 20. Februar 2014

Fensterbrettblues

Viele Jahre blieben meine Irlandreisen auf Naturerlebnisse beschränkt, ich hatte einfach Vorbehalte als Frau alleine in ein Pub zu gehen. Dumm, wie sich später herausstellte. Denn einmal überwunden, erwiesen sich meine Ängste als völlig unbegründet. Farmer am Tresen lümmelnd, am Nachmittag auf den Abend oder sonstwas wartend freuen sich immer über ein wenig Abwechslung. Die Touristin freundlich ausfragen kommt da wie gerufen. Nie kam mir jemand ungut. 
Das Pub ist öffentlicher Raum, der Schutz vor dem Wetter und Labsal bietend jedermann als Wohnzimmer zur Verfügung steht. Dabei ist der Raum meist begrenzt, wie hier in Kilcrohan auf der Beara Peninsula. Die Sängerin einer kleinen Gruppe mit feiner Besetzung, die hier mitten am Nachmittag wunderbar aufspielt (Anfang April!, also auch außerhalb der Tourisaison) sitzt auf dem Fensterbrett. Links von der Djembe sind es noch etwa 4 Schritte bis zum Tresen. Hinter dem Gitarristen ebensoviele Schritte bis zur Tür. Die Zuhörer stehen großteils oder sitzen auf den wenigen Hockern weiter hinten im Gastraum. Gemütlich allemal, auch wenn es nicht so erscheinen mag.


         alle Fotos in diesem Post: Georg Vees


Die Musik begeistert - immer! Sie nimmt ihren Weg zuerst übers Herz der Musiker, bevor sie über die Stimmbänder, Saiten und Hände entlassen und zu den Ohren und den Herzen der Zuhörer gelangt. Manche der Anwesenden singen mit, es ist als würde man wichtigen Geschäften nachgehen. Singen, musizieren und zuhören sind wichtig für die Seele, dabei ein bisschen reden, lachen, trinken! 

Manchmal denke ich, es wäre besser, es gäbe keine Aufnahmetechniken, man könnte Musik nur live hören. Alle Musiker dieser Welt wären begehrt, bräuchten keine Nebenjobs und würden von einem Ort zum nächsten gereicht, wir alle würden mehr singen und selbst Musik machen...



Nun noch ein paar Bilder von Klippen und Meer, es gab schon länger keine Fotos von Irland hier! Ich bereite mich langsam auf neue Abenteuer im Frühjahr vor.




Infos zu geführten Wanderungen im Südwesten Irlands findet ihr hier (Link anklicken). Die Wandersaison beginnt zu Ostern und endet weit im Herbst. Diese Fotos sind von Ostern letztes Jahr.





Sonntag, 16. Februar 2014

Vom wachsen

*Wie im Himmel*. Selten rührt mich ein Stück zu Tränen. Dieses hier schaffte es schon als Film. Zu sehen aktuell in Wien im Theater in der Josefstadt.

Hier ein Zitat aus dem Programmheft.

Kai Pollak: Durch Begegnung wachsen

"Vor 18 Jahren befand ich mich in einer Lebensphase, in der ich unbedingt lernen musste, besser mit anderen Menschen umzugehen und zu kommunizieren. Ich bin Filmregisseur und geriet während der Arbeit häufig mit den Leuten in meinem Umfeld aneinander. Allzuoft war ich der Meinung, dass "die anderen" sich wiedereinmal völlig danebenbenahmen. Ich hatte Schwierigkeiten, Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind. Ich versuchte, sie zu verändern....Ich versuchte zu begreifen, was eigentlich geschieht, wenn sich zwei Menschen begegnen. Wie meine negativen Gedanken diese Begegnung beeinträchtigen. Kann man lernen, so fragte ich mich, seine Gedanken zu beeinflussen, um mit anderen Menschen besser zu kommunizieren?

Andere Menschen zu verändern ist ein ungeheuer schwieriges Unterfangen! Ich begriff, dass es leichter war, mich selbst zu verändern. Und mein persönlicher Gewinn war riesengroß. Ich fühle mich heute viel besser als damals. Empfinde mich seltener als Opfer. Habe weniger Feinde. Meine Arbeit als Fimregisseur ist kein Kampf mehr. Gemeinsam mit meinen Mitarbeitern erreiche ich leichter die Ergebnisse, die ich mir wünsche. ...Die Menschen in meinem Umfeld "wuchsen", während ich meine Gedanken über sie veränderte und bearbeitete! Die gesamte Filmcrew erlebte eine großartige Zeit miteinander, während wir alle danach strebten, einen richtig guten Film zu machen."


                       Aquarell von Florian Weingärtner

Beeindruckend solch ehrlich Worte von einem erfolgreichen Filmemacher zu lesen.  
Sich den eigenen Ängsten zu stellen geht leichter, wenn man spürt, dass jemand im Umfeld daran glaubt, dass man es schaffen kann. In diesem Stück wird man Zeuge mancher Verwandlung und spürt: Es geht! Alles was belastet kann man ändern, sehen wir es als Chancen zu wachsen und anderen Hoffnung zu geben...

    


Mittwoch, 12. Februar 2014

Elfchen mit Narzissen

Vorgetrieben
zum Raketenstart,
vorgaukelnd den Frühling
entzücken sie mich: Narzissen 
Endlich!



Narzissen,                                                                
ihr Blühen
sehne ich herbei.
Nicht nur im Zimmer
jetzt...

Prall,
goldig gelb
aufgeblüht im Glas,
vorgetrieben in der Wärme,
ersatzweise

Gut,
eben nachgeholfen!
Hervorgelockt, hervor,
glücklich macht es mich,
glücklich! 


   





Sonntag, 9. Februar 2014

Im Granny-Fieber

Die Decke ist fertig.

Mit Gipsfuß und Tagesfreizeit ausgestattet musste letztes Frühjahr etwas her, womit ich Zeit verbringen konnte und was natürlich auch Spaß machte, denn Unspaß hatte ich ja wie ein Klotz am Bein. Spontan begann ich zu häkeln, Granny Squares. Das ging auch gut mit hochgelagertem Bein. An viele Jahre lustvolles Handarbeiten konnte ich anknüpfen, auch wenn dazwischen Jahre lagen, wo ich nie eine Nadel in der Hand hatte. So begann ich einfach mit drei Knäueln Baumwollgarn. Quadrate zu häkeln hat was Meditatives, es half mir (neben lesen) zu akzeptieren, dass mein Leben für etliche Wochen in anderen Bahnen verlaufen würde.


Drei Farben und die entsprechende Entwürfe für eine Decke entpuppten sich bald als zu langweilig und so bestellte ich noch Farben dazu, nur das Muster  wollte ich nicht ändern. Abzuschätzen, wie das fertige Stück aussehen würde ist gar nicht so leicht. Welche Größe, für welchen Raum, sind Fragen die sinnvollerweise vor der Arbeit geklärt sein sollten. Ich legte jedoch einfach drauf los, wie es mir gerade einfiel. Das ganze Projekt hatte offensichtlich eine therapeutische Funktion! Doch mein Bedürfnis nach mehr Farbe wuchs mit jedem fertiggestellten Quadrat. 



Es hob meine Laune eindeutig, wenn orange, türkis und hellgrün unter meinen Fingern Formen annahmen. Heute würde ich die Farben wahrscheinlich anders aussuchen, aber gerade diese Zusammenstellung erzählt eine Geschichte, die Geschichte meiner Genesung: Vom gedämpften Gemütszustand hin zu einer fröhlicheren Grundstimmung und der Zuversicht, bald wieder richtig laufen zu können.



Als ich wieder gehen konnte hatte ich 117 Stücke fertig und das Projekt musste erstmal ruhen und auf den nächsten Winter warten. Nach Weihnachten war es soweit, Zeit und Freude die Häkeldecke fertigzustellen hatte ich zum Glück. Fäden vernähen, die Stücke spannen und alles zusammennähen, einen Rand häkeln, das alles macht sich nicht im Handumdrehen. Und trotzdem, es machte mir Spaß! Wenn solche Arbeiten nicht abschrecken, kann es sich nur um eine neue Leidenschaft handeln, oder?



Ganz ungeplant knüpfe ich an ein Hobby meiner Jugendzeit an. Entspannend und gleichzeitig spannend - wie wird die Decke aussehen, entspricht sie meinen Erwartungen? Egal wie, ich mag sie! Therapie erfolgreich gewesen...

Eckdaten der Granny Square Decke: 190x115 cm groß, ca 1500g schwer. 117 Quadrate, für den Rand kamen Reste zum Einsatz. Aus reinem Baumwollgarn, gehäkelt mit Nadel Nr 3. 

       


        

Freitag, 7. Februar 2014

Enjoy wasting

"Time you enjoy wasting, was not wasted (time)."  
                                                        John Lennon

Uhhh, ganz schlecht, oder? Da kommt einer und propagiert die Zeit zu verschwenden, noch dazu lustvoll. Frage: Wo sehen sie sich in 10 Jahren? Viel Zeit vergnüglich vergehen gelassen habend?

Unbedingt! 
Die Zeit hat Abdrücke hinterlassen. Ich sehe aus dem Fenster, gerade eben hier die blaue Stunde, der Horizont noch hell, ich kann meinen Blick nicht abwenden.
Einmal im Kreis drehen und die Welt sieht anders aus. Lustvoll mag ich die Fülle feiern. Sie ist da, überall, why hurry now?



Das Zitat, hier von John Lennon ist so ähnlich schon etwa hundert Jahre alt und wurde von Philosophen und Literaten immer mal aufgegriffen. Es geisterte sozusagen durch das 20. Jahrhundert und erscheint auch heute noch eher provokant, oder? 

Menschen, die die Kraft haben Zeiten zu wenden und andere zu inspirieren hatten vorher Zeit "verschwendet" behaupte ich! Sind dagesessen, haben in den Himmel geschaut, die Vögel gesehen, sich vorgestellt, wie fliegen wäre. Ja, das hat was und ich werde es ab heute fröhlicher tun...

Dazu dieser Link zum Song von Judith Holofernes: Nichtsnutz  

 

Mittwoch, 5. Februar 2014

Von Bäumen begleitet / 2

Mit Anfang Februar schlägt nun der Winter in manchen Teilen Österreichs zu und holt auf, was er bisher versäumte. Ist es nicht eines der wundervollsten Augenblicke eines Wintermorgens, wenn die kleinen Raureifkristalle auf den Zweigen der Bäume sich lösen und mit jedem feinsten Windhauch zu schweben beginnen? Ein Zauber liegt in der Luft, es glitzert und funkelt eine ganze Weile. Langsam, ganz langsam schweben die winzigen Kristalle zu Boden.

Hier hat sich eine junge Birke in eine Winterfee verwandelt, für ein paar Stunden trägt sie silbrig-weiß. Nebel und Kälte hat ihr Kleid gesponnen, Sonne bringt es groß heraus. Perfekt angepasst, ein Geschenk des Himmels, dieser teilt solchen Segen nicht jeden Tag aus. 




Am Kärntner Weissensee liegen im Moment Meter um Meter Schnee. Solch Idylle wie auf dem Bild vom vorigen Jahr ist nicht selbstverständlich und auch nicht jederzeit zu haben. Von allem ein bisschen, nicht zu viel und nicht zu wenig. Die Menschen müssen mit der Situation zurechtkommen, den Birken macht das wohl weniger aus, es sei denn, die Äste müssten auf Dauer sehr viel Schnee tragen.



*Genieße den Moment* ruft das Bild. Darin versinken, das Wunder einen kurzen Augenblick lang Anker schlagen lassen, Schönheit und Freude...


Hier gehts zum ersten Teil des diesjährigen kleinefreude-Kalenders, der wieder ganz im Zeichen von Bäumen steht. 

     

Samstag, 1. Februar 2014

Plädoyer für das Weibliche / 6

Jenseits der 40

Gestern nach einem Friseurbesuch, bei dem gerade mal ein Zentimeter meiner Haare abgeschnitten und sie nett geföhnt wurden, höre ich von einer knapp jüngeren Frau folgenden Satz: "Warst du beim Friseur?, siehst 10 Jahre jünger aus". Was zunächst runter rinnt wie Öl, weil offensichtlich als Kompliment gedacht, fühlt sich ein wenig später schal an und mit weiterem Nachdenken darüber keimt leichte Wut auf. Ich muss nicht jünger aussehen als ich bin, warum eigentlich! Das bedeutet doch, dass älter aussehen nicht positiv bewertet wird. Damit geht ein abwerten einer ganzen Gruppe von Menschen einher. Zeig mir eine Frau jenseits der 40, die nicht Stress hat, wenn sie in den Spiegel schaut. In einer Welt, die unglaublich stark auf äußerliche Kriterien Dorian Grey-mäßig fixiert fast nichts anderes wahrnimmt, braucht es eine große Portion Selbstbewusstsein (und das meine ich wörtlich), sich von dieser Massenhysterie abzukoppeln.



Wichtig finde ich aber genau das in jedem Fall. Eine Frau (und auch ein Mann) kann nur dann von innen her strahlen, wenn auch Energie in Selbstliebe, Selbstakzeptanz und echten Selbstwert fließt. Wenn wir freudig altern, mit allem, was das eben so mit sich bringt.

In meiner Familie ist frühes Ergrauen der Haare von allen Seiten Programm. Ich gab also mit knapp 40 auf und trage seither ziemlich hellgraues Haar. Ich kenne meine Altvorderen alle so und liebte ihre Ruhe, ihren Humor und ihre Zuwendung gerade in dieser Lebensphase am meisten. So gesehen sind graue Haare für mich positiv besetzt. Wenn Freundinnen und Friseurinnen mich (früher, jetzt nicht mehr) davon zu überzeugen versuchten doch Farbe zu probieren, konnte ich ohne Selbstwertverlust locker nein sagen, weil dieses Thema für mich positiv besetzt war. Mit anderen Seiten meines Äußeren geht das nicht so leicht und ich kämpfe immer wieder mit mir. Es muss doch möglich sein (mir selbst) zu zeigen, dass mein Leben mit meinem Aussehen verbunden ist und mein Körper ausdrücken darf, welchen Weg er bisher gegangen ist. Erfahrungen, Enttäuschungen, Verletzungen, Freude und Liebe. All das macht mich reich und jedes Jahr kommt Neues dazu. Ich drücke all das aus, nicht nur mit Worten, sondern mit meinem ganzen Da-sein.
 
Kann es möglich sein, dass wir die Kurve kratzen und eines Tages neugierig sind auf das Leben, die Erinnerungen, die Blessuren und Narben und stolz zeigen, wer wir sind? Anti Aging dann ein Wort ist das alle belächeln, denn wer will wirklich dagegen sein älter zu werden! Ich nicht, Leute!

Hier sind die früheren Folgen dieser Serie nachzulesen.


  
  
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