Montag, 27. Juni 2016

Bloggeburtstag auf vier Rädern

Und wieder ist er da - Frühsommer - and the living is easy. Pinkfarbene Rosen, deren kleine Blütenköpfe sich in Kaskaden zur Terrasse hinunterneigen, daneben ein großer Lavendel, tief violett blühend. Im Hintergrund die Bienenkästen und die sich im Wind bewegenden Blätter der Birken. Das sehe ich, wenn ich über den Bildschirm meines Computers aus dem Fenster blicke. Keine gute Zeit, um an Beiträgen zu basteln. Das Draußen lockt zu sehr (und mein PC ist da nicht hinauszubewegen). 
Gestern war Bloggeburtstag, der sechste also schon. Ich versuche nachzuvollziehen, wie es zum ersten Beitrag kam. Ist schon komisch, er spiegelt die Schwerpunkte auf *kleine freude* in keiner Weise, zeigt eher die ersten Schritte. Aus einer Lust und Laune heraus. Aus einer Sommer- und Reisefreude heraus. Tja, man sagt den Schützen nach, dass sie gerne reisen, die Freiheit lieben. Insofern passt dieser Beginn zu mir und meiner Lust auf Fluchten aus dem Alltäglichen.




Das allererste Posting auf *kleine freude* hier zum nachschauen, denn zum lesen gab es da noch nicht viel. 




Ich wollte mich nicht festlegen, keinen Schwerpunkt definieren, frei bleiben in dem, was hier zur Sprache kommt. Entwicklung zulassen und selbst dabei zusehen, wohin die Reise gehen würde, inhaltlich wie bildlich. Freude sollte es bringen, das motivierte.
Jetzt aber genug herumphilosophiert und gleich mal mit Auto weitergemacht. Meine Söhne überraschten mich bei meinem runden Geburtstag letzten Dezember mit einem gemeinsamen Ausflug, bei dem ich in einem Auto etwa meines Jahrgangs fahren würde! Vor ein paar Wochen war es dann soweit und wir hatten einen Riesenspaß!
Mit technisch begabten und ausgebildeten Jungs unterwegs zu sein brachte auch noch eine weitere Überraschung, die ich hier mit euch teilen möchte.

Birthday present for Mum

 
 

Schön sind sie schon, die alten Autos, nach zweihundert Kilometern bedankte sich der Tank allerdings mit über sechzig Euro fürs auffüllen. Die übertrieben vielen PS brauchen ordentlich Saft. 

           Text zur Grafik weiter oben. Zu sehen im Karikaturmuseum Krems, Niederösterreich

Das Ende der Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ist abzusehen, obwohl der Wechsel in die neue Ära viel langsamer abläuft, als ich gehofft hätte. In meiner Lebenszeit möchte ich leise und umweltfreundlich betriebene Autos noch erleben können! 

Mit knapp 700 Beiträgen sind inzwischen viele viele Fotos und Texte unter *kleine freude* abrufbar. Ohne euch Leserinnen und Leser und ohne eurem Feedback gäbe es diese Seite vielleicht gar nicht mehr. Es macht einfach mehr Sinn zu schreiben, wenn man weiß, dass Texte und Bilder auch gelesen und gesehen werden. Damit an dieser Stelle ein großes großes Dankeschön dafür, dass ihr immer wieder vorbeischaut und auch mal einen Kommentar hinterlässt! Ich mache inzwischen weiter, mal sehen wohin die Reise im siebten Jahr geht...


 


Mittwoch, 22. Juni 2016

Mädesüß und Flockenblume

Wanderung mit Lisbeth, einer befreundeten Kräuterpädagogin. Eine kleine Gruppe Interessierter macht sich auf, um Pflanzen auf eine neue Weise kennenzulernen und zu verknüpfen. Mir fallen die Waldkindergärten in Deutschland ein. Kinder verbringen den größten Teil des Tages im Freien, sie werden als Erwachsene einen anderen Zugang zur Natur haben. Wieder so eine Geschichte. Man geht durch die Wiesen und kennt vieles was da wächst nicht.

In vier Stunden verkosten wir wilden Lauch, Rotklee, Triebspitzen und junge Blätter von Linden (sooo lecker!), Beifuß, Spitzwegerich und einiges mehr. Wir nehmen Blätter und Blüten mit, für einen Topfen-Kräuteraufstrich (Kräuterquark) den wir im Anschluss gleich herstellen und genießen werden.



Die Gräser reichen uns bis zur Brust, dazwischen blühen gerade unzählige Wiesenblumen und Kräuter. Solche Wiesen gibt es nicht mehr viele, diese hier auch nur, weil sich in der Nähe Abnehmer für Heu solcher Art finden. Wie kann man sich mit Wildkräutern vertraut machen und ihren Wert erkennen, wenn Vielfalt nur mehr an wenigen Orten gegeben ist, frage ich mich.




Mädesüß (Filipendula ulmaria) also, sie dominierte die Wiesen. Eine hochaufragende Pflanze mit schwebenden Blütenrispen. Eine prominente Heilpflanze, jedenfalls damals, als Wirkstoffe noch nicht synthetisch zusammengestellt worden sind.
Das Mädesüß ist auch Namensgeber des Medikaments „Aspirin“. Lange Zeit wurde aus den Blütenknospen des Mädesüß Salicylsäure gewonnen, ein entzündungshemmender Wirkstoff, der heute synthetisch als Acetylsalicylsäure hergestellt wird. Der Markennamen „Aspirin“ setzt sich aus „A“ wie Acetyl und „spirin“ zusammen. „Spirin“ wurde abgeleitet von den Spiersträuchern (Spirea), denen das Mädesüß damals botanisch noch zugeordnet wurde.
Bei den keltischen Druiden wurde das Mädesüß als Duftpflanze genutzt, indem man seine Blüten auf den Fußboden streute. In England wird es Duftpotpourris zugesetzt. Es war angeblich auch die bevorzugte Aromapflanze von Königin Elisabeth I.
Das Mädesüß eignet sich mit seinem süßlich herben Geschmack zum Aromatisieren von Speisen und Getränken, vor allem in der französischen oder belgischen Küche findet es daher gerne Verwendung. Auch zum Würzen von Met wurde es früher verwendet.
Quelle: http://gesund.co.at/maedesuess-heilpflanzenlexikon

Neben all den Heilkräutern sticht plötzlich eine Rarität ins Auge, eine zarte kleine Orchidee, zum Glück sind wir nicht daraufgetrampelt.


Ein bisschen dasitzen und das Ganze wirken lassen. Eine klare Heiterkeit umgibt uns. Die Natur so verschwenderisch mit ihren Geschenken. Hier wird nicht gedüngt, gerade deswegen herrscht Gleichgewicht und Fülle. Alles was hierher passt kann hier wachsen, alles was genau diesen Boden mag findet genug Platz zwischen all den anderen Arten, findet seine Nische und kann einen vollen Zyklus durchlaufen. Wie selten das in dieser Gegend geworden ist!



Noch ein Beispiel: Die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris) hat im Unterschied zum Mädesüß schon jeder gesehen. Sie wächst verbreitet auf Waldwegen und Wiesen.
Beinamen wie Gottheil oder die englischen Bezeichnungen Self-Heal und Allheal belegen, dass die Kleine Braunelle in früheren Zeiten auch in Europa als Heilpflanze geschätzt und sogar als eine Art Universalheilmittel gepriesen wurde. Volksheilkundlich wurde sie bei Entzündung und Geschwüren im Mund- und Rachenraum, bei Magen-Darmerkrankungen, zur Fiebersenkung und zur Wundheilung verwendet. Nach der Einführung chemischer Medikamente geriet sie – wie so viele pflanzliche Heilmittel – weitestgehend in Vergessenheit.
Quelle: http://www.wildkrautgarten.de/2014/08/04/die-kleine-braunelle-ein-vergessenes-allheilmittel



Wir sammeln nicht allzu viele verschiedene Pflanzen, schließlich wollen wir uns einiges merken und in unser Alltagsgedächtnis integrieren. Bei der Wiederholung tun sich schon breite Lücken auf, ach herje, das darf es doch nicht geben! Ich wiederhole und versuche mir einzuprägen...



Nun aber zum kulinarischen Teil.


Gemeinsam werden die gesammelten Kräuter verarbeitet, alles appetitlich angerichtet und dann unter dem Blätterdach einer Akazie verspeist. Wir sitzen da, genießen die abendliche Sonne und eine gewisse Nachdenklichkeit liegt in der Luft. Ein Tag ohne Handy ist für uns kaum mehr vorstellbar, hingegen in einer Wiese zu sitzen fühlt sich fast schon ein bisschen luxuriös an...



Mir scheint, es hat bei einigen Klick gemacht. Die anfängliche Scheu etwas einfach so von der Wiese zu pflücken und in den Mund zu stecken machte mehr und mehr Neugier Platz. Wie würde dieses oder jenes schmecken. Oh der wilde Lauch ist richtig scharf! Geht das überhaupt? Es ist ja nicht aus dem Supermarkt, nicht einmal aus dem Garten. Muss man da nicht höllisch aufpassen, um nicht an etwas Giftiges zu geraten, mit schlimmen Folgen oder so? Unsere engagierte Lehrerin probiert einen Pilz, sie leckt an der Schnittfläche, ahhs und ohhhs raunen durch die Gruppe. Aber siehe da: Man stirbt nicht so schnell. 



Mit ein paar Pflanzen bin ich vertraut geworden, ab nun werde ich sie immer erkennen. Ob das wichtig ist? Ich denke ja! Man achtet etwas viel mehr, wenn eine Beziehung aufgebaut werden konnte. 
Das süße Mädl und der flockige Junge hüpfen durch unsere Erinnerung, sie werden uns noch lange begleiten und hoffentlich viele Geschwister bekommen





Dienstag, 14. Juni 2016

Die schönsten...

...Bilder der letzten vier Wochen. In den Monaten Mai und Juni könnte ich den halben Tag in den Garten schauen. Einfach nur schauen, genießen, Düfte schnuppern und Entwicklungen antizipieren. Verheißung von Fülle und Schönheit verwirklicht sich manchmal innerhalb von nur wenigen Tagen. Und die Bilder ändern sich schnell. Farben harmonieren oder lassen unterschiedliche Schwerpunkte entstehen. Was sich an einem Tag zum sattsehen zeigte macht bald einem neuen Fokus Platz. Die Farben von gestern beginnen sich zu verändern oder bilden sich am Boden als flüchtiger Teppich ab, bevor der nächste Wind oder Regen die Erinnerung verblassen lässt.



Manche von euch kennen unseren Garten schon ein wenig und erkennen manche Sichten wieder. Doch gibt es jedes Jahr Überraschungen. Vorfreude auf den Blütenzauber eines bestimmten Lieblings erfüllt sich oft, aber genauso sicher muss ich mich beinahe jedes Jahr von einer liebgewonnenen Pflanze verabschieden, weil sie plötzlich nicht mehr mag, aus welchen Gründen auch immer. Seht nur auf die Ramblerrose rechts neben den Bienenkästen im Bildhintergrund. Vor vier Wochen sah sie noch halbwegs normal aus.
Umso größer die Freude, wenn vertraute Bilder wiederkehren und Pflanzen um die Wette wachsen und blühen, wie hier der Zierlauch unter dem immer größer werdenden und immer stärker schattenwerfenden Apfelbaum. 




Dem hängenden Maulbeerbaum schneide ich die Triebe mittlerweile jedes Frühjahr radikal zurück, so haben die Hostas und und Purpurglöckchen zu seinen Füßen genug Licht, um sich gut zu entwickeln. Inzwischen reichen die Wedel ja außerdem schon wieder fast bis zum Boden.




Nachdem vor zwei Jahren ein unkundiges Helferlein, auf dessen angebliche Sachkundigkeit ich blind vertraute, den Großteil der Katzenminze ausgerottet hatte und letztes Jahr große Lücken klafften, freute es mich doppelt, dass diese Staude nun wieder einen flächendeckenden Teppich unter den Rosen bildet.



Zwei Wochen später blühen die David Austin Rosen, dieses Jahr besonders schön! Graham Thomas, die dunkelgelbe und Lady Emma Hamilton, die tieforange niedrige englische Rose. Letztere mit einem unglaublich fruchtig süßen Duft. Im Bergland gingen oft schwere Gewitter mit Starkregen und Hagel herunter, wir hatten bisher Glück und wurden nur mit heftigen, meist kurzen Güssen versorgt, für die ich dankbar bin. Der Garten zeigt deutlich, dass das Nass von oben nicht gleichwertig zu ersetzen ist. Auch große Hitze wie in anderen Jahren auch schon im Mai und Juni fehlte bisher, die Rosenblüten behielten lange ihre Farbe, und strahlen frisch unter der Sonne wenn dann der Regen weitergezogen ist. Ein so abwechslungsreiches und angenehmes Frühlingswetter hatten wir schon viele Jahre nicht mehr.



Eine meiner Lieblingspfingstrosen, die Blüten sind so groß, dass meine Hand fast zweimal hineinpasst.

Mehr vom gleichen in Bildern. Sorry, es war einfach zu schön dieses Jahr! Die Graham Thomas schaffte ich im März nicht zur Gänze zurückzuschneiden. Der letzte Schnitt im Herbst diente nur dem Schutz gegen eine eventuelle Schneelast. Fünf große Stöcke nahmen das nicht übel und blühen nun schon seit mehreren Wochen üppig. 




Hier eine Blüte der Lady Emma Hamilton, Orange/gelb/rosa, ein Traum von einer Rose.




Im nächsten Bild wird das Sterben der Ramblerrose offenkundig. Ich wartete mehrere Wochen ab, sie verfiel immer mehr, sodass vorige Woche die Entscheidung leicht fiel. Von der Terasse geht der Blick schnurstracks zu diesem Gartenteil und ich wollte mir den sterbenden Riesen nicht länger anschauen. Wie es jetzt dort aussieht? Naja, die blaue "Türe" ist wieder "da", genauso wie Teile des Maschendrahtzauns, grrr (irgendwas ist ja immer).



Unsere zwei Bienenvölker sind fleißig, zu Pfingsten wurde das erste mal Honig geschleudert. Inzwischen dürfen sich zwei weitere Völker aus Ablegern entwickeln.


Der Wollziest beginnt aufzublühen, Leckerbissen für die Bienen vor ihrer Haustüre. Außerdem steuern die stets Fleißigen zurzeit die nahen Linden an der Ortstraße an. Bald blüht auch der Lavendel, das gibt ein Fest.




Die blaue Türe war von der Ramblerrose komplett verdeckt gewesen. Sie geht nirgendwo hin auf, ist am Zaun festgemacht und einfach nur so da. Vor vielen Jahren fand ich sie im Schuppen, besorgte Farbe und strich sie ohne irgendwelche Vorarbeiten an. Kaum etwas ist seither abgeblättert, ich mag den Blick zu ihr hinüber. Sie ankert und verspricht gleichzeitig Ausflüge in eine andere Welt. Man kann sie nicht öffnen und doch fliegen die Gedanken genau dort um die Ecke. Einmal blaue Tür und zurück. Ist ein Tag vergangen, eine Stunde, oder ein Monat? Fliegt die Zeit oder steht sie still? Ich fühle sie Kreise machen, große und kleine und manchmal drehe ich mich mit, einfach so, weil Freude zwischen den Farben tanzt und das Leben rundherum sich immer wieder verändern kann.



Sonntag, 5. Juni 2016

85 Fragen / 3

*Was ist das Beste am älterwerden?*

Meine Mutter lebte noch als sich die ersten Zeichen der Krise in der sich die Welt nun wiederfindet, zu zeigen begannen. Umweltzerstörung, Finanzkrise und das Auseinanderbrechen vieler Strukturen, die vor ein paar Jahren noch in Stein gemeißelt schienen. Damals sprachen wir ein wenig über die Zeichen der Zeit, über Veränderungen und deren mögliche Folgen. Was vielen Menschen damals schon Unbehagen bereitete quittierte meine Mutter mit folgenden Worten: Ich habe keine Angst, ich habe schon einmal erlebt, dass man ohne allem da steht und doch geht das Leben weiter und es findet sich meist für alles eine Lösung. Ich staunte damals über diese Äußerung, schließlich liegt die Angst etwas zu verlieren wenn die Zeiten schlechter werden nah, aber gleichzeitig fühlte ich, was Lebenserfahrung im besten Fall zu leisten vermag. Ob Zahnarztbesuch, die Geburt eines Kindes, ein Abschied von einem geliebten Menschen, Enttäuschungen der kleinen oder größeren Art, es gibt fast nichts Schlimmes, was nicht schon mal da war und gemeistert wurde. Letztendlich geht es dabei gar nicht darum, wie gut oder schlecht das gelungen ist. Es zählt die Erfahrung für sich.



Zu jedem Thema findet sich mindestens ein Kleinod im Erinnerungsspeicher. Tupf mich an und werfe mir ein Wort vor die Füße und ich werde eine Verbindung zu meinem Leben finden. Wenn nicht selbst erlebt, dann gelesen, gehört, gefühlt, nachvollzogen, verstanden oder sein gelassen. 
Gelassen Sein. Dafür lohnt es sich doch noch etwas zu tun. Irgendwas ist ja immer. Auch das ist längstens bekannt. Das nächste mal wird es so sein und wenn nicht, dann eben das übernächste mal...


In dieser Serie geht es um Fragen, die zu stellen sich lohnen. Fragen die hier in loser Folge gestellt werden und zum überprüfen anregen wollen

Hier die bisher erschienenen Folgen zum nachlesen.


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