Sonntag, 8. August 2010

Die Eiben von Blarney Castle

Der siebente Tag jeden Monats ist einem Baum gewidmet.

Dieses Jahr Anfang Mai hatte ich beschlossen, nicht nur dann nach Blarney Castle zu fahren, wenn es regnete. Endlich hatte ich begriffen, dass es extra regnen musste, damit ich meine geliebten Bäume wieder besuchte, denn in den Jahren, nachdem ich sie kennengelernt hatte, war ich immer nur bei strömenden Regen unter ihren riesigen Kronen gestanden. Blarney Castle war in meinem Hinterkopf als Regenprogramm abgespeichert gewesen. Das letzte Mal hatte ich versprochen in jedem Fall wiederzukommen und, siehe da, heuer blitzte zeitweise die Sonne durch das gefiederte Laub.


Blarney Castle rangiert unter den "must see" in Irland und zieht vor allem Amerikaner auf der Suche nach ihren irischen Wurzeln an. Am Turm der Burg kann man den stone of eloquence küssen, um Beredsamkeit zu erlangen. Die Show funktioniert gut, allerdings nicht für mich, denn drei mächtige, alte Eiben riefen mich zu sich in den Park. In der Nähe von Eiben zu sein fühlt sich für mich immer ein wenig geheimnisvoll an, ob im Laxenburger Schlosspark oder anderswo. In Irland musste ich jedoch in der Nähe von Klöstern oder Schlößern nie lange nach ihnen suchen.

 

Näher betrachtet, erscheinen die Äste und Stämme, als wären sie aus einzelnen dicken Seilen zusammengedreht worden, manche wirken wie geflochten. Gegen Abend und besonders bei Regen schimmert die Rinde braun-violett. 

Angesichts dieser Baumgiganten saß ich nun da, kam mir ziemlich klein und unbedeutend vor, konnte mich nicht lösen. Ein unbestimmtes Gefühl veranlasste mich, noch zu bleiben. Als würden diese drei Riesen mit mir sprechen wollen. Leider taten sie es nicht in der Menschensprache, aber ich "hörte" sie immer deutlicher flüstern. Fragt mich nicht, WAS sie sagten, es waren keine Worte sondern Wellen, die mein Herz berührten.


Die neu errichteten Zäune zerstören den Hain leider optisch, der Atmosphäre an diesem Ort können sie nichts anhaben. 
Ach ja, ich wollte ja noch mal die Geschwister in Laxenburg besuchen, um ihnen zu flüstern, dass auch sie so alt werden mögen. Sie brauchen sich einfach nur Zeit lassen, der Rest geht fast von selbst.

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