Sonntag, 26. September 2010

Kastanienzeit

In den vergangenen Tagen konnten wir der Illusion erliegen, der Sommer wäre doch noch nicht zu Ende. Vorausgesetzt man musste das Haus erst gegen den späten Vormittag verlassen, lockten Temperaturen jenseits der 20° sogar am Abend ins Freie. 
Ein wenig braun beginnen sich zwar die äußeren Ränder der Linden zu verfärben, aber das kommt in den besten Sommern schon viel früher vor. Von den Kastanienbäumen kennen wir ja die vorzeitige Verfärbung durch den Befall der Miniermotte.


Diese Woche aber stieß ich auf untrügliche Zeichen des Herbstes. Wenn einem die prallen, tiefbraunen, glänzenden Früchte der Kastanienbäume beim Spazierengehen auf den Kopf zu fallen drohen, dann gibt es kein zurück mehr. 




Es ist etwas Komisches mit diesen Kastanien. Sie überleben die höchsten Stürze vom Baum ohne alle Blessuren. Sie sind am schönsten in dem Moment, wenn sie einem vor die Füße rollen.Sie erziehen einem zum Verweilen im Augenblick. Nicht sofort, sondern nach unzähligen Versuchen, diese Schönheit zu retten, mitzunehmen und noch einige Tage zu genießen. 


Es gibt nichts auf der Welt, das sich schneller aus einem vollkommenen Zustand in Hässlichkeit verwandelt. Jede gerupfte Blüte behält noch nach Tagen in der Vase eine Erinnerung an ihren lebendigen Ausdruck. Auch wenn die Blütenblätter schon abgefallen sind, irgendetwas an ihnen gefällt mir trotzdem meist noch.
Kastanien verwandeln sich im Zeitraffer in stumpfe, formlose, graubraune Klumpen ohne Erbarmen.

Und trotzdem gehören sie zum Schönsten, was es im Herbst draußen zu sehen gibt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...