Montag, 11. April 2011

Ivy und der Amselmann / Teil 1

Eine Fortsetzungsgeschichte in loser Folge.

Der Amselmann hatte sein schönstes Werbelied aufgelegt. Er hatte einen wiederkehrenden Traum. Vor Allem aber hatte er ziemlich genaue Pläne. Ivy war noch nicht eingeweiht. Sie hatte viele Triebe, alle wuchsen in eine Richtung, nur geringfügig voneinander abweichend. Das machte sie stark.


Die Natur hatte ihr Brautkleid angelegt. Auch ein Traum, wie die Menschen sagen, traumhaft nämlich. Aber wie die Hochzeit und der schönste Tag im Leben schnell vorüber geht, so schnell ist auch diese Zeit passé. Die Blütenblätter lösen sich, der Wind schneit sie im Sonnenlicht davon.

Ich habe das mit dem schönsten Tag nie verstanden, sagte Ivy. Wie so oft stand eine Strategie gegen die andere. Eines Frühsommermorgens fiel eines ihrer Triebe dem flutenden Grün entgegen, es hatte für einen Moment auf das Streben vergessen. Der Amselmann war zufrieden. Er flog weg, irgendwie blieb er aber auch. 
Ivy kümmerte sich tagelang nicht darum, erst als sich die kleinen Klammern wieder an den Stamm irgendwo in den unteren Stockwerken hefteten, wurde sie aufmerksam. Soll sie halt von vorne wieder anfangen, auch kein Problem, dachte sie. Einen widersprüchlichen Ansatz ihres Wesens würde sie wohl nie hinterfragen. Immer hinauf, der Sonne entgegen, aber das grelle Licht schlecht vertragen. Andererseits, es war Brautkleidzeit und da macht man sich traditionell keine Sorgen.
Amselmann kam und sang sein Lied, diesmal etwas verändert. Nur leicht, wenn ihr wisst, was ich meine. In etwa so, wie wenn die Filmmusik sich zu verändern beginnt, während die Bilder noch einen Augenblick bei der letzten Szene verweilen.

Fortsetzung folgt.

1 Kommentar:

  1. Huhu Elisabeth :o)

    Sehr schön geschrieben und ich bin gespannt auf die Fortsetzung ;o)

    Liebe Grüße Nicole

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