Montag, 29. Januar 2018

In 90 Tagen um die Welt / Tag 24

29. Januar, Sonntag
Buenos Aires / Argentinien


... und sie tanzen einen Tango...

Buenos Aires ist eine Stadt, der ich hier in ein paar Zeilen nicht gerecht werden kann!
Heute Sonntag Kunsthandwerks- und Trödelmarkt, auf mehrere Straßenzüge und Plätze verteilt, gefühlt Spittelberg x 100 (für Wiener der Inbegriff von Straßenkunstmarkt) bei 30°. Da gabs einfach alles zu kaufen, auch Tafelsilber aus der Kolonialzeit beispielsweise. In den Straßen hängt der Geruch des Palo santo vom räuchern, ein süßlich weihrauchähnlicher Duft. Dazu Musik und vielstimmige Palaverei. Da und dort tanzt man Tango, zu zweit, manchmal auch alleine. Keiner wurde uns lästig, eine so entspannte Atmosphäre.

Räuchern und Mate Tee trinken gehört zu Argentinien, man sieht es und riecht es überall. Hier leben viele Indios! (auf dem Bild ein Verkaufsstand mit Kalebassen für den Tee)








Zum Schluss noch ein Baum dessen Namen ich noch nicht herausfinden konnte, er hat Blüten wie Lilien, auch fast so groß!


Solche Blüten , ist das nicht prachtvoll?!

D: Vielleicht ist das ein Florettseidenbaum? ( Ja!!!) Gehört zu den Malvengewächsen. Buenos Aires wirkt sehr lebendig und bunt. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Zeit viel zu kurz ist. Wie geht es den Menschen in Buenos Aires? Sind sie auch so von Armut gezeichnet und mit Resignation im Blick wie in Salvador de Bahia?
R: Wunderschöne Blüten
K: Schöne Eindrücke aus der Stadt! Der Tisch mit dem Silber erinnert mich an die Antikmärkte in England, momentan haben nicht viele Menschen Interesse dafür. Das Silber ist nicht modern zurzeit!

Neben den Bahnhof sahen wir illegale Bauten, in der Stadt aber viele Straßen mit durchaus guter Bausubstanz. Rein nach oberflächlicher Beurteilung dürfte es hier eine Art Mittelschicht geben. Sehr viele Geschäfte und eine große Fußgängerzone, viele mehrspurige Straßen, viele Parks, Universitäten etc.. Mit Umland ist Buenos Aires eine zweistellige Millionenstadt.


Illegale Bauten, ein Stockwerk aufs andere gesetzt. Über enge Wendeltreppen an der Hauswand kommt man in die oberen Bereiche. Da war sicher kein Statiker am Werk! Dazu überall Müll in den Gassen.
In Rio bekommen Einwohner der Favelas nach 30 Jahren das Wohnrecht, dürfen aber nicht verkaufen. Dort lässt man sie in bestimmten Bereichen wild bauen. Dort sind es zum Großteil die Nachkommen der befreiten Sklaven, die zwar frei aber keine Chance auf sozialen Aufstieg haben, bis heute. Im Botanischen Garten in Rio rechten Schwarze die Wege, die Pflanzen betreuten Indios.

Buenos Aires wirkte nicht so multikulturell. Eben hauptsächlich Indios, viele gut gekleidet und entspannt, es ist allerdings Sonntag heute :-)


Noch ein Bild für K. Viele solcher Verkaufsstände!

K: Oh, genau mein Fall. Danke für das Bild.
E: Na meine Liebe, hast du einige deiner Häkelblüten dort verkauft?!  :-)


E:. Die brauchen meine Häkelsachen nicht :-)


Morgen früh werden wir in Montevideo anlegen. Es liegt auf der Nordseite des Rio de la Plata und gehört damit zu Uruguay, dessen Hauptstadt es ist. Wir befinden uns zurzeit auf etwa 35° südlicher Breite, das entspricht Kreta auf der Nordhalbkugel und der Jahreszeit nach Ende Juli. Es ist also immer noch heiß. Ab übermorgen geht´s dann kontinuierlich nach Süden weiter und damit in gemäßigtere Breiten.

Wir verlassen gerade den Hafen von Buenos Aires.

Diese Reise ist eine Aneinanderreihung von Abschieden. Beim Ankommen hat man Vorfreude und Pläne, ist neugierig. Das Wegfahren erlebte ich bisher immer ambivalent. Kaum hat man sich mit einem Ort ein bisschen vertraut gemacht wird man ihn auch schon wieder verlassen. Das Horn der Luminosa bläst, die Schiffshymne "Time to say Goodby" ertönt, unten winken Menschen, ich winke auch, immer...
Das Erlebte jeden Tages verdichtet sich zu einem Moment im Fluss des Lebens und fühlt sich so doch weit und verbunden an. Die Zeit vergeht und kann nie angehalten werden. Die Luminosa ist immer pünktlich.
...und wem diese Ansprache zu blumig war: Ich muss beim Abfahren immer Tränen quetschen (man kanns auch kurz sagen)


*****

Ja es ist ein Florettseidenbaum (Ceiba speciosa)! Seine Heimat sind die Trockenwälder von Südbrasilien bis Argentinien im tropischen Südamerika. 



Die Bilderwand hinter mir war wackelig und hat mich fast erwischt, als ein Windstoß kam. Von Kunstwerken erschlagen zu werden, hätte vielleicht eine kleine Geschichte im Buenos Aires Tagblatt abgegeben ;-)

An solchen Stadterkundungstagen sind wir oft stundenlang zu Fuß unterwegs. Wir möchten uns nicht nur die Hauptsehenswürdigkeiten anschauen, sondern ein Gefühl für die jeweilige Stadt entwickeln, indem wir sie uns soviel es geht wandernd erschließen. In einer Millionenstadt kommt man auf diese Weise naturgemäß nicht sonderlich weit, aber man bekommt Einblicke, die einem bei Busausflügen und Sightseeing-Rundfahrten entgehen. Ein bisschen rasten muss sein, besonders an solch heißen Tagen! (Dazu sind wir ja auch noch immer etwas verkühlt) 

Ein paar dieser alten Siphonflaschen hätte ich nur zu gerne mitgenommen, ich sammle blaue Glasflaschen. Größe und Gewicht hätten unsere Möglichkeiten gesprengt, also nicht kaufen und sich mit dem Foto begnügen!





Favelas neben dem prächtigen, stark frequentierten Bahnhofsgebäude.



Hier einige alte koloniale Bauten. Würde man sie nicht auch in Mitteleuropa so ähnlich sehen können, mal von den Klimageräten abgesehen?




Sonntagsunterhaltung: Fußballtraining im Park mit viel Spaß und lautem Zurufen.

Zum Schluss noch ein Parkbaum. Möglicherweise eine Silberakazie (acacia dealbata), aber bitte nagelt mich nicht fest

Hier nochmal unsere letzten Stationen im Überblick. Punta del Este befindet sich am rechten Bildrand oben, nach Buenos Aires werden wir morgen in Montevideo, damit wieder in Uruguay anlegen.



In dieser Serie könnt ihr unsere Weltreise mit einem Kreuzfahrtschiff um die Südhalbkugel Tag für Tag nachverfolgen. Im ersten Teil jeweils die überarbeitete Fassung einer WhatsApp Gruppe, im zweiten Teil Ergänzungen und weitere Fotos. Ich freute mich immer über Feedback aus der Gruppe, es ergaben sich Impulse und weitere Informationen durch den Austausch, weswegen auch manches davon hier (anonym) mit aufgenommen wurde. Alle Fotos im ersten Teil sind daher Handyfotos.

Diese Serie ist nicht dazu angetan Reiseführer zu ersetzen. Viel eher persönliche Schlaglichter auf Orte, Menschen, Pflanzen und Tiere, die uns für sich eingenommen haben zu zeigen und ein klein wenig nachvollziehbar und lebendig werden zu lassen, was wir auf dieser Reise erlebt haben.


7 Kommentare:

  1. Die Vorstellung, dass es eine Stadt gibt, in der die Menschen auf offener Straße Tango tanzen, finde ich ja schon überwältigend (und dann noch in so tollen roten Hacken). Habe auch alle anderen Eindrücke aus Buenos Aires genossen (die Siphonflaschen sind wirklich wunderschön), und wie gut, dass die Kunst dich auf die eher gemeine Weise nicht erwischt hat …
    Herzliche grüße
    Petra

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  2. wunderschöne Eindrücke diese Leichtigkeit der Menschen dort und doch die Armut auch wieder zu sehen und zu spüren.
    Die Kunst hat sich vor dir verneigen wollen oder wie *gg* gut dass nichts passiert ist.
    Lieben Gruss Elke

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  3. Hilfe, wieder die Bilder mit dem Silver! Gestern hab ich welches verkauft, es wird mir zu viel. Bin aber sicher, dass ich neues sichten werde! ;)
    Argentinien muss sehr schön sein, Tango liebe ich sehr, auch wenn ich ihn nicht selbst tanzen kann.

    Sigrun

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  4. Der Hammer, dieser Argentinien-post! Man taucht so richtig ein :)

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  5. Und eine blaue Siphonflasche hätte ich auf jeden Fall mitgenommen;)

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  6. Habe gemerkt - 2 kleine Sätzchen gehen als Kommentar. Bei mehr löst sich alles auf...😳

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