Donnerstag, 5. April 2018

In 90 Tagen um die Welt / Tag 89

5. April, Mittwoch
2. Seetag Richtung Dubai



Wir haben gerade den Wendekreis des Krebses überquert. Seit Beginn unserer Reise haben wir ca 26000 Seemeilen (ca 47000km) zurückgelegt.

Europa ist in unseren Köpfen ziemlich geschrumpft. Die anderen Kontinente haben eine ungeahnte Vielfalt bekommen, obwohl wir nur an ihren Seiten angeklopft haben. Die Weltmeere haben bewiesen, dass sie zwar unterschiedliche Namen tragen, aber ein großes Ganzes sind.

Heute Nacht sind wir nur mehr 2 Stunden vor eurer Zeit, trotz der 3 Zeitzonen. Im Laufe des Tages werden wir die Engstelle bei Hormuz passieren und uns damit dem Arabischen Raum nähern.

4 leichte Kleider (hab davon zu wenig eingepackt gehabt), eine kurze Jeansshorts (war superpraktisch), ein Tuch, der W. ein Kapperl und ein Gürtel sind aus aller Welt mit im Gepäck. Dazu 7kg Geschenke und Mitbringsel.



Ana Luisa aus Brasilien hat im Laufe der Reise eine große Fangemeinde um sich versammelt. Mit ihrer guten Laune, ihrem Schmäh und ihrem Strahlen erreicht, dass Menschen Gymnastik gemacht haben, für die Muskelbetätigung bisher ein notwendiges Übel war. In 4 Sprachen mühelos Anweisungen gebend, war sie in allen Disziplinen überzeugend. Für alle mit Vorurteilen gegenüber fülligen Menschen ein lebender Beweis: Freude an Bewegung ist für (fast) jeden möglich. Ana Luisa ist ausgebildete Sportpädagogin und für viele hier auf dem Schiff eine große Inspiration gewesen. Ich werde sie vermissen.

Während unserer dreimonatigen Reise gab es 3 Geburten im Familien- und Verwandtschaftskreis. In dieser Zeit ist meine einzige Tante gestorben. All das fügte sich in den Fluss der ständigen Standortwechsel, den wir in dieser Zeit intensiv erlebten.
Das lehrte mich auf eine tiefgehende Weise die Einmaligkeit jedes Augenblicks zu fühlen und anzunehmen. Auch, dass alles mit allem verbunden ist, selbst dann wenn wir nicht zusammen sind, fühle ich jetzt anders als zuvor.

In diesen 90 Tagen hatten wir ein paar mal Windstärke 7, aber nur für kurze Zeit. Einen ganzen Regentag und ein paar Halbe. Wir konnten viele Abende in Sommerkleidung auf den Außendecks genießen.

Mit 14 Menschen hatten wir regelmäßigen Austausch, wir treffen sie in Kürze zu einem Abschiedsumtrunk. Das hätte ich so nicht erwartet, aber während einer so langen gemeinsamen Zeit findet man so manche Anknüpfungspunkte. Schweizer, Deutsche, Wiener, Burgenländer und Kärntner.

K: Doch Elisabeth, wenn man offen ist, lernt man Menschen kennen. Als wir unterwegs waren, haben  wir gleich am ersten Tag zwei Frauen kennengelernt und am zweiten ein 80-jähriges Ehepaar aus Schweden. Was hatten wir für einen Spaß!

Seit heute morgen patrouillieren Sicherheitsleute auf Deck 3 mit Ferngläsern. Wasserwerfer sind montiert und Feuerwehrschläuche liegen bereit. In den Gewässern rund um die Arabische Halbinsel kann es zu Überfällen kommen. Kreuzfahrtschiffe waren zwar noch nicht betroffen, wir haben trotzdem Anweisungen bekommen, wie man sich im Ernstfall verhalten soll. Uns betrifft das nicht mehr wirklich, wir werden übermorgen Mittag, wenn die Luminosa ablegt zum Flughafen fahren und kurz nach 17.00 unseren Flug nach Wien nehmen.


In dieser Serie könnt ihr unsere Weltreise mit einem Kreuzfahrtschiff um die Südhalbkugel Tag für Tag nachverfolgen. Im ersten Teil jeweils die überarbeitete Fassung einer WhatsApp Gruppe, im zweiten Teil Ergänzungen und weitere Fotos. Ich freute mich immer über Feedback aus der Gruppe, es ergaben sich Impulse und weitere Informationen durch den Austausch, weswegen auch manches davon hier (anonym) mit aufgenommen wurde. Alle Fotos im ersten Teil sind daher Handyfotos.

Diese Serie ist nicht dazu angetan Reiseführer zu ersetzen. Viel eher persönliche Schlaglichter auf Orte, Menschen, Pflanzen und Tiere, die uns für sich eingenommen haben zu zeigen und ein klein wenig nachvollziehbar und lebendig werden zu lassen, was wir auf dieser Reise erlebt haben.


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