Montag, 10. März 2014

*F*

Eigentlich wollte ich dieses Jahr den Frauentag unkommentiert vorübergehen lassen. Es war Samstag, herrliches Wetter, Familientag, kochen und miteinander essen und am Abend feiern mit Freunden. Ein guter Tag, den ich als sinnvoll und ausgefüllt erlebte.



Heute früh las ich dann folgenden Text eines Kolumnisten in meiner Tageszeitung und damit war der Frauentag dann doch wieder ein Thema:

 "Sieht man sich das Cover eines so genannten Frauenmagazins an, kann man nur zu einem Schluss kommen: Die Frau ist ein Montagsmodell. Immer kaputt. Unfähig. Zu blöd, ihr Leben unfallfrei zu bewältigen. Sie braucht ständig Anleitung: So kochen sie richtig, so müssen sie sich anziehen, so finden sie den Richtigen. Und vor allem sind Frauen eines: Zu fett. Deshalb brüllen die Schlagzeilen: Die Superdiät, die Bikinidiät, die Mehr-Sex-Diät, die Weniger-Pickel-Diät, die Sieben-Tage.Diät...."  (Guido Tartarotti)

Frage: Warum lesen so viele Frauen solche Zeitschriften, denn sie tun es ganz offensichtlich! Selbst Blätter, die hauptsächlich Gesundheitsthemen, wie Yoga oder gesunde Ernährung als Schwerpunkt anbieten, können diese Falle kaum umschiffen. Wir Frauen müssen demnach ununterbrochen einiges unserer Energie darauf aufwenden, um gesünder, sportlicher, jünger, schöner, faltenfreier, kreativer, tüchtiger undichweißnichtnochwasallesmehr zu werden und brauchen dafür Anleitung?! Und sagt jetzt nicht, ihr lest so etwas nie nicht oder ihr seid ganz unbeeindruckt davon!

In meinem Umkreis sehe ich es: Es wird gejoggt und geturnt auf Teufel komm raus. Nicht in erster Linie weil es Spaß macht sich zu bewegen, sondern, um die Figur zu beeinflussen, denn die ist nie gut genug. Nur zur Freude einen Spaziergang machen, damit braucht frau gar nicht kommen, bei jeder Blume stehen bleiben, fotografieren? Kein Sport, zählt also nicht, wenn ich danach gefragt werde, welchen Sport ich mache und ich werde gefragt! Es ist meine stille Freude, sie muss nicht anderweitig bestätigt werden, ich rede nicht darüber. Aber auch ich habe Stress mit meinem Aussehen, muss ich ehrlich sagen! 
Ich denke, dass wir Frauen noch viel mehr als Männer gehirngewaschen Trends nachlaufen, die in erster Linie deswegen da sind, um bestimmten Gruppen eine Menge Geld in die Kassen zu spülen. Wie lange wollen wir noch äußeren Parametern der Selbstbestätigung und fast möchte ich sagen: Daseinsberechtigung nachrennen? Es gibt wenige Frauen in meiner Umgebung, die eine entspannte Einstellung zu ihrem Körper haben, ihn lieben, genauso wie er eben ist. Genießen können, was das Leben zu bieten hat ohne ständig daran zu denken, was das für negative Folgen für das Aussehen und die Gesundheit haben könnte. 

Natürlich schaffe ich es auch nicht, mich davon zu entkoppeln, so sehr ich mich auch bemühe, viel zu oft drehen sich Gespräche um angesagte Normen und so sehr ich anders darüber denke, es holt auch mich immer mal ein: So wie eben am Samstag Abend, als ich mein Oberteil über dem ärmellosen Kleid nicht auszog, weil man sonst meine 58-jährigen Oberarme sehen hätte können. Das schickt sich schließlich nicht, der Öffentlichkeit außerhalb des Strandes wenig Knackiges zu präsentieren, das haben wir oft und oft gelesen oder gesagt bekommen. Ist das nicht beknackt, frage ich euch? 

Können wir nicht einfach akzeptieren, dass sich unsere Körper verändern und dass das ganz normal ist und wir uns nicht zu schämen brauchen? Schwer, oder?  Ist es ein "perfekter" Body für den wir alles tun, oder wäre da noch alternativ innere Stärke, Mut, innere Ruhe und Freude am Dasein, die Erkenntnis, dass wir wunderbar sind, so wir wir gerade sind. Jede einzeln von uns. Es muss nichts hinzugefügt oder weggenommen werden...


5 Kommentare:

  1. Liebe Elisabeth. Ich lese diese Blättchen nicht, doch in Arztpraxen liegen sie auch rum und um die Wartezeit zu verkürzen, blätter ich drin rum und kann bei manchen Artikeln nur den Kopf schütteln.

    Ja der weibliche Körper verändert sich ab einem bestimmten Alter schnell und das kann man hinnehmen, oder was gegen tun. Nur was ist das richtige?
    Ich bin glücklich und froh das ich ab nächste Woche wieder Sport machen darf, der Doc hat untersucht, alles gut veheilt, so lange ohne, da fehlt mir was. Was heißt Sport, ich mache Wassergymnatik und Yoga und wenn ich das regelmässig mache, gehts mir eindeutig besser.
    Nebenbei tuts der Figur auch noch gut.

    Liebe Abendgrüße
    Angelika

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  2. Ich stimme dir in allen Punkten zu. Und nein, ich lese solche Heft nienicht, ungelogen. Trotzdem sehe ich sie beim Arzt, das genügt mir schon, um zu würden. Frauen machen sich meiner Meinung nach selbst gegenseitig Druck, Elisabeth, ich sehe es rundrum. Aber in meinem Freundinnenkreis befindet sich keine, die besonders aufs Aussehen wert legt, wir sind ja nicht mehr taufrisch. Ich glaub, eine heftchenlesende Frau wär auch nicht meine Freundin. Wir lesen Gartenhefte, das reicht schon. Und Bücher.
    Am Samstag haben wir schön gefeiert, lauter Mädels, es war ein sonniger Tag.

    Sigrun

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  3. Liebe Elisabeth,

    ich habe nur eine Zeitschrift...eine wöchentliche Schweizerzeitschrift und das seit vielen Jahren. Andere kaufe ich selten. Vor langer Zeit mal...also früher :-))....da las ich diese Kioskzeitschriften vermehrter. Ein schönes Buch meines Interessens ist mir heute lieber.
    Bald ist es ein Jahr her als man heraus fand was meinen Körper fehlt. Jetzt wo ich mich wieder besser fühle, freue ich mich einfach daran wieder wendiger und schneller zu sein. Bewegung ja...aber keine Höchstleistungen. Alles was ich tue soll Freude machen ohne ein müssen zu werden.
    Wenn man Jung ist vergleicht man sich halt noch oft mit anderen (Wettbewerb). Mit zunehmenden Erkenntnissen, Lebenserfahrung und Reife werden andere Dinge wichtiger und man kann gelassener den Dingen harren.
    Doch das gilt nie für alle, denn wenn einem der Wettbewerb wichtig bleibt, dann wird es schwer für jene auszusteigen. Sie tun alles um nicht abgehängt zu werden. Jeder wie er mag. :-)

    Herzliche Frühlingsgrüsse
    Julia

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  4. Liebe Elisabeth,
    in "meinem Alter" hab ich Abschied genommen von den vorgegebenen Schönheitsidealen. Da komm ich sowieso nicht mehr hin ((und hab auch kein Verlangen danach). Allerdings sehe ich bei den jungen Mädels, wie sie den "Ansprüchen" der Jungs gerecht werden wollen, die sich wiederum das "pralle Leben" auf ihrem Laptop reinziehen. Warum muss sich so ein junger, frischer Körper in Sachen zwängen, um das zu zeigen, was eigentlich noch gar nicht da ist. Da sehe ich eher einen Rückschritt was die Emanzipation der Frauen (und auch Jungs) angeht.
    LG Heidi

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  5. Danke für diesen großartigen Text! Ich unterschreibe jeden Satz. Mit Hochgenuss und Überzeugung.

    Liebe Grüße
    Elena

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