Donnerstag, 24. November 2011

Ganz langsam dem Himmel entgegen


Jetzt im November ist es hier in Tuscon, Arizona angenehm warm. Aus dem schon kalten Mitteleuropa kommend empfinden wir es als reine Wohltat, ein paar Tage hier erleben zu können. Nach ein paar Gesprächen mit Einheimischen, auch ausgewanderte ÖsterreicherInnen treffen wir, kehrt sich die Sicht ein wenig um. Die meisten Monate des Jahres herrscht hier unerträgliche Hitze um und jenseits der 40°C. Beeindruckend zu erleben, wie vielfältig das Leben in einer wüstenähnlichen Umgebung gestaltet werden kann.
Besondere Leitpflanze dieser Gegend und auch anderer Gebiete innerhalb der Sonora-Wüste ist der Saguaro Kaktus, den viele von euch sicher von Bildern kennen. Eine 80-jährige Deutsche, mit der wir ins Gespräch kamen, sprach von ihnen als Wesen mit einer Persönlichkeit, zu denen sie immer noch Jahr für Jahr zu einem Besuch aus Deutschland wiederkehrt.



Diese mächtigen Pflanzen sind durchaus mit Bäumen vergleichbar. Das Exemplar oben muss mehr als 200 Jahre alt sein, die ersten Seitenarme kommen in sehr trockenen Gebieten erst nach etwa 100 Jahren zum Vorschein, ältere Exemplare sind 10 oder mehr Meter hoch. Zu Beginn wachsen diese Kakteen extrem langsam, die Alten haben all ihre Stacheln im unteren Bereich eingebüßt. Manchmal bauen sich Vögel, eine Spechtart, Nisthöhlen in den mächtigen "Stamm". Allerdings geht die Mär, dass in den Bergen schon mal Einschüsse für Löcher verantwortlich sind. Straßentafeln wiesen dort tatsächlich kaum welche auf, andernorts müssen Schilder schon mal für Schießübungen herhalten. 



Aller Anfang ist schwer, hier im Saguaro Nationalpark sind kaum kleine Kandelaberkakteen zu sehen, allzu leicht latscht mensch darauf. 20 bis 30 Jahre hat dieser Winzling schon auf dem Buckel.


Auch ein Seitenarm fängt klein an, nona!



Nur zum Größenvergleich! Neben einem solchen erst mittelalten Saguaro mutiert Mann zum jungen Hupfer.

Ihr ahnt vielleicht schon, was zu guter Letzt kommt? Genau: *Ein Saguaro ist auch nur ein Mensch* und in diesem Fall waren schon viele Pflanzenflüsterer vor mir da! Besser kann es nicht ausgedrückt werden, als es auf diesem T-Shirt zu lesen ist:



Rückgrat zeigen, visionär sein und bleiben, ressourcenschonend leben,  langfristig denken, zur rechten Zeit erblühen und den Biss behalten: Jede Botschaft für ein Lebensmotto gut. 

Oh, stimmt, eins hab ich ausgelassen, eben: Das mit der Geduld ist nicht so meine Sache, fragt meinen Mann. Wenn *be patient trough the dry spells* allerdings mit *Durchhaltevermögen beweisen* übersetzt wird, bin ich vielleicht doch dabei?!

What about you?



5 Kommentare:

  1. Hallo Elisabeth

    Deine Bilder sind fantastisch! Es war toll dich in Scottsdale kennenzulernen. Wir waren leider nicht lange genug in Arizona die Wüste zu erleben. Ich werde ganz bestimmt bald wieder hinreisen - nächstes mal mit Familie.

    Hier sind ein paar video clips aus meiner Gegend die dir bestimmt gefallen.


    http://silverstreams.wordpress.com

    Die beiden Mädchen in dem clip "Canopy Walk" sind meine beiden Töchter Maya und Yulia (inzwischen zwei Jahre älter).

    Much Love,

    Michael

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  2. Süße Mädels :-) Danke für deinen Link (see my comment there). Ich wünsche mir seit Jahren eine solche Hängebrücke bei uns in der Nähe (im Garten wäre es mir am liebsten)! Muss ein herrliches Gefühl sein, so im Kronenbereich dieser riesigen Bäume sein zu können. Eine zeitlang in einem Baumhaus zu leben wäre auch noch ein Traum von mir (allerdings nur im Sommer)!
    Liebe Grüße nach Kanada, wir sind verbunden :-)

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  3. 20 bis 30 Jahre!?!?! Und noch soooo ein Zwergerl? Da kommt schon Ehrfurcht auf angesichts der alten, großen Exemplare. Was sie wohl bereits alles durchgemacht haben... wie entbehrungsreich sie leben - und (wenn man vom Lebensmotto der Saguaros ausgeht) wie weise sie sind! Dass auf sie geschossen wird, kann ich mir gut vorstellen, Menschen verfügen ja nicht unbedingt über Weisheit oder zumindest Grips oder Achtung vor anderen Lebewesen.
    Ich war noch nie in Arizona, aber mein Mann schwärmt so sehr davon, dass es eines Tages auch für mich so weit sein wird. Dann statte ich den Rückgrat zeigenden Wesen wohl ebenfalls einen Besuch ab.
    Alles Liebe von der Rostrose, die - wie du - eher Durchhaltevermögen als Geduld besitzt :o)
    tschau.trau.mau

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  4. Haha, Geduld hatte ich noch nie, nicht mal als Kind!
    Dein Bericht ist wieder sehr interessant, und ich stimme der Frau zu, dass sind wirklich Persönlichkeiten, sie haben ja auch schon sehr viel mehr erlebt als wir.

    Sigrun

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  5. Was für imposante Gewächse. Ich hätte nicht gedacht, dass diese Kakteen so alt werden und so langsam wachsen.
    Es war sicherlich ein erhabenes Gefühl, neben so einem Gewächs zu stehen, dass in unseren Breiten ja überhaupt nicht vorhanden ist (jedenfalls nicht in freier Wildbahn)

    LG Heidi

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