Sonntag, 11. November 2012

Ein Stück gedehnte Zeit

Selbst wichtel-un-gläubigen Realisten laufen in dieser Szenerie wohlige Märchenschauer wie zuletzt vielleicht in der Kindheit über den rucksackbepackten Rücken. Zu Füßen von Eichen, Stechpalmen und da und dort Birken strömt uns Moos seinen herb-feuchten Duft entgegen. Es breitet sich über alles, Steine, Erde, abgebrochene Zweige und gibt eine perfekte Tarnung für allen unsichtbaren Zauber dieses Waldes.



Nationalpark Killarney. Wahrscheinlich jeder Irlandreisende fährt auf der Straße von der gleichnamigen touristisch stark erschlossenen Stadt hinauf in die Berge der MacGillicuddy´s Reeks. Eine romantische Szenerie begeistert auch vom Auto aus, viele Male war ich dort schon auf vier Rädern unterwegs. Dass sich im Hinterland eine solch üppige "von jeder Zivilisation abgeschottet scheinende" wunderbar zu erwandernde Landschaft verbirgt hätte ich nie vermutet, denn auf einer Seite der Straße geht es bergab zu den Killarney Lakes, auf der anderen Seite fährt man an Felsen entlang.




In Irland liebe ich besonders die Ausblicke auf das Meer, so unterschiedlich wie hier sind sie vielleicht nirgendwo anders. Und doch: Hier im Hochmoor und im Zauberwald erleben wir eine andere Seite der Natur Irlands. Dies hier kann man sich nur wandernd erschließen.

Ihr seht uns, eine kleine Gruppe auf einem Hochplateau zwischen hohem Moorgras. Hier gibt es einen Weg, an anderen Stellen liegen dicke, mit Hasengitter umwickelte Eisenbahnschwellen, das Gebiet wäre sonst unpassierbar, der Untergrund ist viel zu feucht, das Gras zu hoch. 



Meine Rolle als Schlusslicht ermöglicht es, manchmal auch ein wenig allein zu sein. Inmitten dieser fast unwirklich scheinenden Welt kommen mir Tränen, so viel überwältigend ordnende Kraft, Gleichgewicht, Schönheit schlägt mir von allen Seiten entgegen. So müssen sich Prärieindianer gefühlt haben, erinnert sich mein Mädchenhirn, die Bücher von Karl May bahnen sich durch mein Gedächtnis. 
Aber es ist mehr, diese Naturerfahrung machten wir als Kindern nicht, obwohl wir viel im Wald unterwegs waren. Wanderwege im Umland einer mitteleuropäischen Kleinstadt sind schön aber doch sehr domestiziert.

Ein langes Stück durch im Wind summendes Gras, der Rhythmus meiner gleichmäßig gesetzten Schritte auf dem ebenen Pfad holen mich aus dem vertrauten Zeitgefüge, ein Stückchen gedehntes Leben, eine kleine Ewigkeit, ein Schritt nach dem anderen, angekommen bei Mutter Erde, ich fühle mich geborgen...


                                       alle Bilder von der September-Wanderwoche 2012, Killarney Nationalpark

Wir wandern auf einer ehemaligen Passstraße und fragen uns, wie es Menschen früher bewerkstelligt haben in diesem Gelände mit Gepäck heil durchzukommen. 
Diesmal zeigen die Bilder nur wenig von dem, was uns hier für sich einnahm. Gerüche und Geräusche, der Wind im Gesicht fehlen schmerzlich. Vielleicht könnt ihr trotzdem ein kleines bisschen erhaschen von einem Tag, der für mich war wie ein unerwartetes Geschenk. 

HIER findet ihr bei Interesse zu den Irland-Wanderwochen. Die Termine für das kommende Jahr sind da. Jetzt ist Zeit, sich auf die kommende Wandersaison zu freuen und Pläne zu schmieden. Ein Geheimtipp der Extraklasse!

Hier auf kleine freude gibt es immer wieder Bilder von den Wanderwochen mit Markus in Westcork und Kerry, zum Nachlesen früherer Posts gehts hier entlang.

    

3 Kommentare:

  1. Hallo Elisabeth, vielen Dank für diese tollen Bilder aus Irland. Das erste Foto lässt wirklich Kindheitserinnerungen wach werden.

    lg kathrin

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  2. liebe elisabeth,
    es ist immer eine freude, bei dir zu sein. herliche bilder und wunderbare gedanken....
    herzlichste grüße
    margit

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  3. Schön, einfach schön! Das Moosbild fasziniert mich besonders.

    Sigrun

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