Montag, 7. März 2016

Plädoyer für das Weibliche / 9

Zum Frauentag ein paar Worte sagen wollen, Gefühle ausdrücken wollen, intensiv wahrnehmen und das aushalten wollen. Schwer - eine Fülle an Gedanken erschlägt mich beinahe. Ich suche Fotos von meiner letzten Reise heraus und da springt er mir gleich ins Auge. Ein riesengroßer Schmetterling, in einem Augenblick vom Wind gemacht. Im nächsten Moment vergessen, verloren, in sich zusammengefallen. 
An keinem Tag des Jahres fällt es mir so schwer meine Gedanken zu ordnen, eine Auswahl zu treffen, die Hoffnungen und Wünsche zu formulieren oder es sein zu lassen. Ist nicht alles was wir sagen im nächsten Schritt eine Selbstverständlichkeit, ein tausendfach geäußertes Anliegen, eingeengt in ein kurzes knappes Wort?! Ist die Gefahr nicht groß wie sonst nie, missverstanden oder fehlinterpretiert zu werden?!



Würden Gefühle der Ohnmacht und Resignation all der Frauen, die Gewalterfahrungen hinter sich haben einen sichtbaren Ausdruck auf der Erde finden, würde hier niemand mehr leben wollen. Veröffentlichte Zahlen kann ich meist kaum glauben. In was für einer Welt leben wir, es ist zu schrecklich, wegschauen und ausblenden liegt nahe, sich damit zu konfrontieren ist dann wiederum kaum auszuhalten
....


Was können wir tun? Können wir überhaupt etwas tun, verändern? Wenigstens ein bisschen etwas, auch wenn es nur ein schnell verdampfender Tropfen auf dem berühmten heißen Stein ist? Dieses viel strapazierte Bild mag allerdings eine zu bequeme Ausrede sein. Spüren wir, dass jede von uns gefragt ist wenn, ja genau wenn wir doch noch an die Chance glauben, dass es eine Veränderung hin zum Positiven geben kann? Ich zähle mich zu dieser Gruppe, was also kann ich selbst tun? 
Ich glaube an die Puzzlepolitik. Jede/r hat seine/ihre eigenen Talente und Fähigkeiten, die ihn und sie von allen anderen unterscheidet und genau da setze ich an. Keine/r kann die Welt alleine retten, aber mit Veränderungen in jedem einzelnen Leben könnten große Veränderungen auf den Weg gebracht werden. 



Als Mädchen war ich brav und angepasst, das ging noch eine lange Weile so. Wenn ich anderer Meinung als mein Gegenüber war sagte ich nichts, lächelte, immer freundlich und nett, naja jedenfalls so in der Art. Als ich begann mehr und mehr mit dem Umweg über mein Herz zu denken, begann die innere Not. Es war schwer ehrlich zu sein und zu dem zu stehen was ich als richtig empfand. Ich eckte an und gab Menschen die mich schon lange kannten manche Rätsel mit meinem Verhalten auf. In manche Angst, etwa nicht mehr geliebt zu werden, fiel ich kopfüber hinein und musste mich irgendwie durchkämpfen, bis ich merkte, dass nichts Schlimmes passierte. Menschen die mich wirklich liebten, waren bereit sich einzulassen. Ich bin dankbar für jede/n einzelne/n.



Warum ich das erzähle? Ich denke es ist wichtig als Frau Grenzen zu setzen. Ganz konkret in meinem Alltag, bei dem, wie mir Menschen begegnen, nicht nur Männer, auch Frauen. Wenn ich finde, dass Menschen respektvoll miteinander umgehen sollten, kann ich nicht zulassen, dass mich jemand schlecht behandelt, oder?! Genauso sollte ich für andere einstehen, wenn ich sehe, dass jemand schlecht behandelt oder über jemanden schlecht und respektlos geredet wird. Es gibt so viele Gelegenheiten dazu. Auch bei mir selbst. Wie schnell spricht man gedankenlos etwas Abwertendes über jemanden aus, der sich gerade nicht wehren kann.



Es ist wenig und dann manchmal auch wieder viel, es ist im echten Leben verankert. Ich mag einmal als eine Frau enden, die unter- und oberhalb des hübschen Kleides präsent und echt war! Auch am Schmetterling muss ich noch üben. Daran zu glauben und es zu leben, dass ein Flügelschlag in eine neue Zukunft führen kann, dass eine echte Metamorphose möglich ist, wenn die Zeit dafür reif ist, fällt mir manchmal schwer. Und doch müssen wir immer wieder darauf zurückkommen, wir haben keine andere Wahl.


Frauen bringen so viel Schönheit und Fülle in die Welt. Sie gering zu schätzen, auszubeuten, abzuwerten, ihnen Gewalt anzutun macht die Welt arm, hässlich und wenig lebenswert. Tun wir alles was wir nur können dafür, dass sie, wir unsere Kraft und Macht und Schönheit lieben und ausdrücken können!

Hier ein Link zu einem interessanten Bericht über mutige Frauen und deren Initiativen 


 

9 Kommentare:

  1. es wühlt mich auf und Gedanken von erlebten um Verständnis zu bekommen als Mädchen als junge Frau und jetzt noch Gehör zu bekommen wieviele Frauen es so geht wie mir und es wird nicht weniger und es überflutet immer noch die Welt mit dem Missbrauch von Frauen diese Ungerechtigkeit.. ich kanns nicht verstehen ...
    doch gibt es Menschen ob Mann oder Frau die zusammen stehen und dafür an kämpfen siehe die Frauen in der Türkei trotz nieder metzeln haben sie den Kampf ihr Recht laut aus zu rufen auf sich genommen.

    Ich bin müde geworden jetzt immer wieder ich die Frau bin nicht selbst schuld was war hinaus zu schreien förmlich und doch gegen viele Wände die mich nicht hin durch liessen und heute noch
    nicht. Ohren zu Augen zu Mund zu die berühmten drei Affen machen.ich habe Selbsthilfegruppen gegründet und geleitet war eine Vorzeige Frau in den grossen Kreise der Zusammentreffen der Klniken in Deutschland und doch war es Nachhinein immer das selbe ich muss mich verstecken mit meiner Mps weils immer noch keiner Wissen will und mir so schwer macht mit Behörden und Ärzten.
    Ist es ein Schandfleck? Nein sage ich!Frau sein ist was schönes, nur den Mund auf zu machen auch wenns brenzlig wird muss man üben.
    Frau sein ist keine Schande eher eine Bereicherung der Menschheit!
    Dein Inhalt sie besagen das was ich aussprechen möchte danke dir liebe Elisabeth
    Lieben Gruss Elke

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    1. Danke liebe Elke für deine offenen Worte, deine Stärke und Kraft immer weiter zu gehen und nicht aufzugeben!

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  2. Liebe Elisabeth,
    das hast Du schön geschrieben. Ich erlebe das Thema fast
    täglich bei unseren Flüchtlingen. Auch da ist es ganz
    unterschiedlich. Es gibt eine Familie, die trägt kein Kopftuch
    mehr, da sie wie Deutsche leben wollen und für den Mann ist das
    völlig ok. Bei anderen geht das z. B. nicht. Und wir haben auch
    schon sehr deutliche Gespräche mit den Männern geführt, was Frauen
    bei uns für Rechte haben und ich muss echt sagen, es klappt ganz
    gut!
    Glg Christiane

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    1. Danke liebe Christiane, ja so ähnliche Erfahrungen habe ich bei den jungen Männern im Deutschunterricht auch gemacht. Manche sind sehr offen, andere haben Schwierigkeiten eine Frau als Lehrerin anzunehmen, was sich meist auf ihre Lernfortschritte deutlich auswirkt.

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  3. Und wieder einmal ein "Elisabeth-post" der wunderbar geschrieben und dem nichts hinzuzufügen ist. Ich möchte nichts herausgreifen, außer deinen Fotos, die zauberhaft sind. Das Flamenco-Bild ist ein Glückstreffer! Und noch eine kleine Anmerkung....neben deinen großen Schmetterling sitzt noch links ein kleiner, bunter :)

    Wünsche dir noch einen schönen Tag, liebe Elisabeth!

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    1. Danke liebe Hanne! Oh, den hätte ich fast übersehen ;-) Wir brauchen eh viele. Das alte, schwere loslassen und leichten Herzens weiterfliegen...

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  4. sehr schön geschrieben!
    ich selbst bin immer verdutzt was frauen sich so alles gefallen lassen. und das die frauen drumrum, die es mitbekommen, so wenig solidarität zeigen. aber am meisten wundert mich, dass unterstützungsangebote von den betroffenen oft nicht angenommen werden - "das bekannte elend" versus "das unbekannte glück" ist leider meist ein kampf mit traurigem ausgang......
    weist du warum?
    xxxx

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  5. Danke Beate! Ich denke dem liegt tiefsitzende Angst zugrunde. Das Patriarchat ist inzwischen viele Hundert Jahre alt und wurde gleichermaßen von Männern und Frauen bewusst und unbewusst gelebt und weitergegeben. Und ja, es gehört Mut dazu unbekanntes Terrain zu betreten. Je mehr es wagen, umso leichter wird es für alle...

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  6. Erschreckend, sich vorzustellen, wie die Welt aussehen würde wenn all das, was Frauen angetan wird, plastisch sichtbar gemacht würde. Ein wunderbarer Post!

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