Freitag, 19. September 2014

Auch das ist (in) Wien

Mit einem solarbetriebenen steuerbaren, nicht zu großen Ballon auf mehreren Metern Höhe durch die Straßen Wiens gleiten zu können: Das wär´s! Wien wird bevölkert von Tausenden Figuren, Köpfen, Reliefs, Plastiken und Statuen, die sich der genaueren Betrachtung weitgehend entziehen weil sie hoch oben auf Fassaden und Dächern platziert sind. Die Möglichkeit ein paar Blicke aus oberen Stockwerken zu erhaschen, muss man wirklich nützen. Was sich da alles auf Dachniveau an wunderlichen Gestalten tummelt ist unglaublich. Im gründerzeitlichen Wien hat man selten an der Ausschmückung gespart. 

Frisch restauriert leuchtet die vergoldete Fackel vom Giebel des aufwendig gebauten Bürgerhauses hinter dem Volkstheater. Das Haus wurde vor ziemlich genau hundert Jahren fertiggestellt, wie so viele andere Häuser der damaligen Bauboomjahre vor Beginn des Ersten Weltkrieges auch. So viel Reichtum in dieser Stadt und auch jetzt wird wieder viel Geld in die Hand genommen, um die alte Pracht zu erhalten.


                           Weghuberhaus, Museumsstraße 3-5

Weiblicher Genius mit Adler heißt die übermannsgroße Komposition. Braucht das heute noch jemand? Und doch geht von all diesen Schmuckteilen eine Faszination aus. Ich dachte darüber nach, ob und welchen Einfluss es auf die Bewohner einer Stadt haben mag, von so vielen in Stein gemeißelten symbolträchtigen Darstellungen umgeben zu sein. Oft riesengroß bleiben viele dieser reglosen Gestalten außerhalb der bewussten Wahrnehmung. Und doch sind sie allgegenwärtig. Hat sie je wer gezählt oder dokumentiert?

Der Anblick des Giebels von der Seite ist aus einem Fenster im obersten Stockwerk des Volkstheaters aufgenommen und zeigt die differenzierte Ausgestaltung der Fassade. Man protzte mit seinem Reichtum, keine Frage.


Ganz in der Nähe, von der Dachterrasse des 25hours Hotels fängt sich der Blick auf dem großen Areal des Parlament, dessen Rückseite von hier gut zu sehen ist. Auf dem Dach stehen nicht weniger als 8! Quadrigen aus Bronze, das sind die monumentalen Pferdegespanne, die dem Anschein nach von einer Art Engel (Nike, eine griechische Göttin) gesteuert werden. Dazwischen stehen unzählige riesige Statuen, eine neben der anderen auf einer Balustrade am Dachsims entlang. Das Parlament, der wichtigste Monumentalbau auf der Ringstraße wurde von Theophil Hansen als Gesamtkunstwerk konzipiert und in allen Einzelheiten (bis zu den Türklinken) durchkomponiert. 

Irgendwann einmal, beim vorbeifahren, ziemlich genau dort, wo der silberfarbene Minivan auf dem Foto zu sehen ist, fiel mir das strahlende Etwas auf dem Schornstein auf. Was um alles in der Welt mochte das sein!? Es war offensichtlich frisch restauriert und ist vielleicht das abwegigste Ding auf der ganzen Welt, dem vor ein paar Jahren 20.000 Blätter Dukaten Doppelgold verpasst werden sollte, nachdem die Restauratoren herausgefunden hatten, dass tatsächlich unter Schichten von Farbe Blattgold zu finden war. So strahlt der gesamte gusseiserne Aufsatz mit lebensgroßen Figuren nicht nur bei Sonnenschein und ist seit ein paar Jahren sicher der schönste Schornstein!! auf der ganzen Welt. 
Von außen spielt dieses Gebäude nun alle "Stückln", wie man in Wien hier so sagt. Wie man hört, soll es im Inneren ganz anders aussehen, für dringende Renovierungsarbeiten zu wenig Geld da sein. (Außen hui, innen pfui) 

Ein bissl verrücktes, aber ach so schönes Wien hier also auf *kleine freude* heute und für Wienbesucher dieser kleine Tipp, nach der imposanten Freitreppe vorne am Ring auch die Rückseite des Parlaments zu besuchen. Der 32 Meter hohe goldglänzende Dampfschornstein ist auch von unten gut zu sehen!


              Ausblick hier und zweites Foto unten vom Dachboden des 25hours Hotels am Weghuberpark

    hier nochmal das gleiche Motiv vom Rathausplatz her gesehen, im Februar, aufgenommen vom City Sky Liner

Hier noch ein Beispiel von am Dachsims herumlungernden Gestalten. Sie reißen kein Leiberl (auch so was Wienerisches in Sinne von: Sie haben keinen Auftrag und auch keinen Erfolg), aber missen möchte man sie dann doch auch wieder nicht. Auf den Kopf sollten sie uns halt nicht fallen...


Ein Engel aus Bronze mit seinem Schwert den Löwen bezwingend ist eines meiner jüngsten Entdeckungen. Wer von den Wienkennern unter euch weiß, wo er sich befindet? Ich verrate nur soviel, dass er die Fassade eines Gebäudes unweit des Stephansdoms ziert.




Oftmals blicken grimmige Gesichter auf die in ein Haustor Hereintretenden. Manchmal lächeln sie aber auch. In so einem Haus würde ich doch lieber wohnen. Auch das ist Wien und wenn ihr das nächste Mal da seid, schaut oft in die Höhe, die Fassaden entlang, es zahlt sich aus!



  

6 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Elisabeth,
    danke für diese wundevollen Einblicke in Dein Wien! Beim nächsten Besuch werde ich mit Sicherheit die Augen öfter nach oben richten!
    Ich wünsch Dir einen schönen Freitag und ein hoffentlich wunderschönes und sonniges Wochenende!
    ♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥

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  2. Wien rückt auf meiner Liste immer weiter nach oben! Allein wegen der vielen Figuren und Engerln würde sich schon die Reise lohnen. Und seit Amsterdam bin ich eh auf der Suche nach den ganz großen Ausblicken :) Danke für die schönen Fotos!

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  3. .... jetzt verscuhe ich es nochmal... und hoffe, dass es klappt!
    liebste elisabeth,
    was sind das doch für under-wunderschöne an- und aussichten. herrlich hast du wien eingefangen und ich danke dir für diesen rundgang!
    alles liebe
    margit

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  4. Oh ja, auch DAS ist Wien. Wien ist einfach anders ... :-)
    Danke für die Bilder, es wird Zeit dass wir mal wieder hinfahren. Nicht immer nur bis kurz vor die Tore der Stadt.
    Kennst Du das? Der Michael aus Niederösterreich will nicht nach WIEN .... Was willst denn da schon wieder? Kennst ja eh alles schon! Die vielen komischen Leut da ..... usw.....
    Gut, dass ich auch ganz allein Auto fahren kann, ist eh nicht weit von seinem ZuHause in die schöne Stadt!
    liebe Grüsse und ein schönes Wochenend, und "Danke" für den Kommentar, er hat mich lächeln lassen ... Ja, ja die Bayern!
    Elisabeth

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  5. Bist eh gut hoch herumgeflogen. Wie schön, dein Wien!

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  6. Da werd ich in zwei Wochen wieder Ausschau halten!- Beim letzten Mal hat schon die Fahrt mit dem Fiaker viel Aussicht nach oben gebracht, denn als Fußgänger muss man doch öfter den Kopf senken...
    Ich liebe deine Stadt ( und der Gefährte noch mehr )!
    Ein schönes Wochenende!
    Astrid

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