6. Februar, Montag
Ushuaia
Heute Nieselregen, das normale Wetter hier. Wir machen eine Wanderung ins Hochmoor in der Nähe der Stadt. Erde! ERDE! E.R.D.E!!! Nach einem Monat auf dem Schiff ist es wunderbar wieder richtige Erde unter den Füßen zu spüren.
T: Als Wanderfreundin verstehe ich dich völlig.
Eine kleine busvoll Leute macht die Trekkingtour mit. @Irlandstille, weiche Tritte unter den Füßen und die angenehm feuchte Luft, herrlich. Ein vertrautes, schönes Gefühl! Und eine interessante Erfahrung den Unterschied wahrzunehmen. Die Erde unter den Füßen fühlt sich plötzlich nicht so selbstverständlich an als es das sonst tat.
Orchideen im Moor von Feuerland
Bis hierher reicht die Bergkette der Anden
U: Wankt ihr schon an Land, wie die Seeleute?! Wetter dürfte dann eher so wie in Wien sein.
Unser Wanderführer könnte aus einem Gemälde spanischer Eroberer gesprungen sein, nur die eleganten Pluderhosen fehlen :-)
Durchaus irische Wanderverhältnisse :-) Hat unseren Seemannsgang super abgefedert :-) Sie hatten Gummistiefel für uns bereit, da machte der Moorgatsch direkt Freude.
Heute vor einem Monat begann unsere Reise, es ist der erste Regentag an Land für uns!
K: Dann liegen jetzt noch zwei Monate voraus. An deiner Kleidung sehe ich, wie unterschiedlich die Temperaturen bei euch sind. Du scheinst es zu genießen!
K. schickt ein Foto von ihrer chillenden Katze :-)
Haha K., stimmt, so ähnlich. Beim sitzen sind dann 9° doch nicht viel, bei der Wanderung gings mit weniger dicker Jacke :-)
Gestern hatte es hier übrigens 20° am Nachmittag und angeblich hat es solche Tage nur 4x in einem Sommer.
D: Toll die Orchideen und die Wanderverhältnisse sind wirklich wie in Irland. Ich kann mir vorstellen, dass so eine Wanderung zwischendurch richtig gut tut, wenn man wieder Erde unter den Füßen spüren kann. Auch ist es wahrscheinlich angenehm, mal nicht so viele Menschen um sich zu haben und die feuchte moosige Luft einzuatmen. (D., du bist richtig gut im einfühlen!!)
Solche Wanderungen machen ähnlich gestrickte Leute, man versteht sich auf Anhieb. Ich hab mich auf das Moos gelegt... mit Regenjacke natürlich. Die Natives waren hier nackt dazumal. Unvorstellbar.
Lange Nächte auf 56 Grad Süd, 9.30 abends. Auf der Nordhalbkugel ist da noch lange nicht Schluss mit Landmasse, hier schon...
Unsere Abfahrt wurde von abends auf den kommenden Morgen verschoben, so werden wir morgen die Gletscher Feuerlands bestaunen können.
*****
In meinem Tagebuch habe ich vermerkt:
Auf Feuerland herrscht eine geringe Biodiversität. Eigentlich nur eine einzige Baumart, allerdings in drei verschiedenen Ausformungen. Es ist die Scheinbuche oder Südbuche, Nothofagus antarctica. Eine Art ist immergrün, alle haben relativ kleine, den Buchenblättern ähnliche Blätter. Auf Feuerland gibt es keine Reptilien, keine Ameisen und nur ein paar wenige Vogelarten.
Unser Wanderführer erzählt uns von den Ureinwohnern, die eben nackt waren und sich gegen die Kälte mit Seehundfett eingerieben haben. Sie lebten südlich der Andenkette und ernährten sich aus dem Meer. Da die Berge hier unvermittelt aus dem Meer ansteigen, gibt es auch noch heute an den Küsten kaum Wege oder Straßen und das Gebiet ist teilweise immer noch sehr wenig erschlossen!
Blätter der Südbuche (Nothofagus antarctica)
Romerillo, eine Patagonische Asternart
Wer noch mehr Kleingeld übrig hat, kann mit diesem historischen Großsegler in die Antarktis schippern. Schön wärs schon, oder?!
In
dieser Serie könnt ihr unsere Weltreise mit einem Kreuzfahrtschiff um
die Südhalbkugel Tag für Tag nachverfolgen. Im ersten Teil jeweils die
überarbeitete Fassung einer WhatsApp Gruppe, im zweiten Teil Ergänzungen
und weitere Fotos. Ich freute mich immer über Feedback aus der Gruppe,
es ergaben sich Impulse und weitere Informationen durch den Austausch,
weswegen auch manches davon hier (anonym) mit aufgenommen wurde. Alle Fotos im ersten Teil sind daher Handyfotos.
Diese Serie ist nicht dazu angetan Reiseführer zu ersetzen. Viel eher
persönliche Schlaglichter auf Orte, Menschen, Pflanzen und Tiere, die
uns für sich eingenommen haben zu zeigen und ein klein wenig nachvollziehbar und lebendig
werden zu lassen, was wir auf dieser Reise erlebt haben.
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