Donnerstag, 18. November 2010

echte Schönheit

Am November liebe ich am meisten, dass er Wahrheit vermittelt. Wenn blattlos, zeigt ein Baum seinen Wuchs, seine Essenz, nichts lenkt davon ab. Struktur tritt in den Vordergrund, weil Farben in der Landschaft fehlen oder zurücktreten. Linien und feine Farbtonunterschiede kommen zum Vorschein.
Klarheit ersetzt vordergründige Schönheit. Charakter tut sich auf.



Dasselbe gilt auch manchmal für Menschen im November ihres Lebens, wenn sie den Mut dazu haben. Denn zum Altern gehört heutzutage viel Mut. Zu Beginn der winterlichen Jahreszeit muss ich immer wieder an Bilder denken, die sich mir eingeprägt haben: Von alten Frauen in mit der Erde noch stärker verbundenen Kulturen. Ob bei Indianern, Indios, Inuit, Chinesen, Indern, Tibetern und vielen anderen, mit Furchen und Falten durchzogene Gesichter, die Charakter, Einzigartigkeit, Lebenserfahrung, eine abgeklärte Weisheit und manchmal ganz viel Liebe zeigen. 



Frauen und Männer, die um die Geheimnisse des Lebens wissen und mit den natürlichen Zyklen mitgehen, ich möchte fast sagen mitschwingen.

Ein Baum ohne Blätter zeigt die ganze Schönheit seiner Lebensgeschichte, die einzigartig ist. Kein Baum gleicht dem anderen. Warum ich diesen Vergleich heranziehe? Ganz einfach: Wäre es nicht schön, wenn Menschen ihre Persönlichkeit freier entfalten würden und im Einklang mit den inneren Ressourcen mit jedem Lebensjahr mehr von innen heraus strahlen könnten, weil sie wissen, dass es schön ist zu sein? Wer man/frau ist, nicht was man/frau tut als Gradmesser für das Leben. Der Rest kommt von allein. Freude im Leben statt Falten sehen und bekämpfen wollen. 




In unserer mitteleuropäischen Welt ein Ziel, keine Selbstverständlichkeit. Aber ein Ziel, das sich lohnt im Auge zu behalten. Statt Ware Schönheit echte Schönheit eines erfahrungsreichen Lebens.

3 Kommentare:

  1. Liebe Elisabeth,

    wunderschön hast Du das beschrieben und man merkt auch, dass das nicht nur so dahin gesagt ist. Deine wunderschönen Bilder unterstreichen das Ganze noch.

    Liebe Grüße
    Jutta

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  2. Liebe Elisabeth,
    das ist ja erfreulich: Jedesmal, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin -und nicht nur dann- sehe ich mir die kahlen Bäume und Sträucher an, sehe wie unterschiedlich jedes einzelne Gewächs ist.
    Jedes eine Persönlichkeit. Und ich denke dann auch daran, dass die Menschen es ihnen gleichtun könnten -sollten?-. Sich zeigen, wie sie sind, ohne Maske. Die Maske ist ja auch ein Schutz, der manchmal hilfreich ist.
    Doch je greiser :-), je weiser man wird, desto weniger braucht man eine Maske.

    LG Heidi

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  3. Liebe Elisabeth, deine Bilder zeigen wahrhaft pure Schönheit, ungeminkt, unverziert. Ich würde mal sagen, das Gros der westlichen Gesellschaft bewegt sich weg von dieser Echtheit, doch einige wenige bewahren sie sich bewußt. Setzen auf ein Lächeln anstatt auf den plastischen Chirurgen. Auf Seele und ein gelebtes Leben statt auf Idealgewicht und Faltenfreiheit. Lernen über die Grenzen hinweg (z.B. von erdverbundeneren Kulturen), das gehört auch für mich dazu; noch jede meiner Reisen hat mich über kurz oder lang reicher, stärker, glücklicher gemacht. Danke dir in diesem Zusammenhang auch für deine weisen Zeilen zu meinen Indien-Schilderungen! Stimmt, das war eine bewußtseinserweiternde Erfahrung, wie davor schon sehr stark Südafrika (nach dieser Reise lief ich mindestens ein Jahr lang mit einem nahezu permanenten Glücksgefühl und dem Eindruck, "stinkreich" zu sein, herum.) Herzlichst, trau.mau

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