Donnerstag, 25. November 2010

Power up - FEMALE POP ART in Wien

Gleich vorweg: Seit Anfang November in der Kunsthalle in Wien, gehört diese Ausstellung zum beeindruckendsten, was ich in letzter Zeit zu sehen bekommen habe. 
Neun Künstlerinnen, Objekte, Bilder, Videos. Ich hätte Stunden gebraucht, um alles zu sehen, zu hören und zu erfassen. Aber auch schon nach kurzer Zeit geht Einiges unter die Haut. 

                                                     Christa Dichgans Puppe, 1969

Bei Pop Art wäre ich geneigt gewesen, einer oberflächlichen Betrachtung der Welt zu begegnen. Das Gegenteil ist der Fall. Mit ungeheurer Wucht kommen tiefgreifende  Auseinandersetzungen mit der beginnnenden Massen- und Medienkultur der 50er und 60er Jahre auf kreative, spielerische und befreiende Art und Weise auf mich zu.
Vieles was diese Künstlerinnen damals in ihren Arbeiten reflektiert haben ist heute noch in erschreckender Weise gültig.


                   Kiki Kogelnik   Seventh Ave. People, 1968 Vinyl, Ausschnitte auf Kleiderbügeln

Ein großes Thema, in welch ausufernder Weise die Frau  in der Öffentlichkeit als Ware erscheint, bringt Kiki Kogelnik mit ihren Seventh Ave. People schon 1968 mit großer Leichtigkeit auf den Punkt. Sie und auch die anderen Künstlerinnen stellen unter Anderem Schönheitsideale, den beginnenden Jugendkult in Frage und spielen mit Möglichkeiten einer Identitätsfindung außerhalb der anerkannten Normen. Große persönliche Stärke dieser Frauen ist zu spüren, wenn sie auch ihre Sexualität einbringen und damit in diversen Austellungen schon mit den Veranstaltern anecken.

                                                            Dorothy Iannone   Bern

Mit Niki de Saint Phalle, der bekanntesten Künstlerin in dieser Schau kommt der Kampf und die Aversion gegen das patriarchale System intensiv zu Ausdruck. Ihre schwere Lebensgeschichte verarbeitete sie auf vielfältige und kraftvolle Weise.

                                Niki De Saint Phalle arbeitete mit Gips, Alltagsgegenständen und viel Lack

Vieles, was mir im "normalen" gesellschaftlichen Leben mit all seinen Selbstverständlichkeiten immer wieder aufstößt und das schon seit vielen Jahren, sah ich hier reflektiert und zum Teil auseinandergenommen. Für mich war das eine befreiende Erfahrung: Es gibt und gab auch andere Frauen, die so ähnlich fühlen wie ich und großartig zum Ausdruck bringen, was mich oft gedanklich und auch in Beziehungen auf die eine oder andere Weise beschäftigt.
Mein Fazit: Sehr, sehr sehenswertPower up, ein gut gewählter Titel. Die Ausstellung ermächtigt. Ich gehe als Frau ein wenig gestärkter in meinen Alltag zurück.

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