2. Tag Mumbai, Indien
Es gibt für alles Infrastruktur, man lebt auf der Straße - wie auch gestern bei 36° und hoher Luftfeuchtigkeit - geht Geschäften nach, findet seine Nische und ist immer ein Teil einer Gemeinschaft von Familie, Freunden und einer Religionsgemeinschaft.
All dies liegt offen da, ist sichtbar, fühlbar, hat seine schönen und furchtbaren Seiten und alles dazwischen...
Tatsächlich leben 62 Prozent der Einwohner Mumbais in Slums. Insgesamt wohnen etwa neun Millionen Menschen in Stadtvierteln wie Dharavi, dem größten Slum im Zentrum Mumbais, wo sich bis zu einer Million Menschen auf gerade einmal zwei Quadratkilometern drängen.
Auf der anderen Seite ist Mumbai jedoch auch für seine Gebäude aus der Kolonialzeit, seine Bürokomplexe im sowjetischen Stil und zwei UNESCO-Welterbestätten bekannt.Mumbai ist die 8-tgrößte Stadt der Welt und nach New Delhi, die zweitgrößte Indiens. (Quelle: http://www.urban-hub.com/de/cities/mumbai-maharashtra-indien)
Bei einem Morgenspaziergang (Mumbai erwacht) an einem der Großgrünmärkte, der sich im Morgengrauen an einem Bahndamm entlang zieht, sind wir mitten im Gewühl. Hinter uns kommen Männer mit großen Paketen, machen leise Zischlaute, um überholen zu können.
Auf engstem Raum brummen die Geschäfte, ein Gedränge sondergleichen. Dabei fühle ich mich nie unwohl und realisiere erst später, dass ich kaum Körperkontakt hatte. Die Leute sind es offenbar gewöhnt, sich auf engstem Raum rücksichtsvoll und gleichzeitig behende zu bewegen. Das hat mich sehr beeindruckt! Natürlich kommen sie einem näher, als wir es in Europa gewöhnt sind, aber hat man sich erstmal darauf eingestellt und dabei entspannt, spürt man eine grundsätzliche Achtsamkeit im Miteinander (Beamte ausgenommen).
Hier ein Beispiel für die Verwendung von Blütengirlanden.
Im Hinduismus gibt es eine Vielzahl von Göttern, die alle eine bestimmte Funktion verkörpern, zum Schutz, oder für glückliche Umstände werden sie mit ihnen zugeordneten Blumen "bestochen". Leider scheinen sich die Götter nicht sonderlich für die sie verehrenden Menschenkinder zu interessieren, sonst sähe die Welt hier anders aus, denn an fehlender Gläubigkeit mangelt es sicher nicht!
Wir besuchen einen Krishnatempel und nehmen an der Morgenzeremonie teil, bei der Gott Krishna mit Tänzen, Trommeln und Gesängen aufgeweckt werden soll. Wie gesagt, die Teilnehmer sind hochmotiviert. Wir tanzen mit, unser Reiseleiter lädt uns ein mitzumachen, wir singen Hare Krishna (kennt man ja seit den Beatles). Das zu Boden werfen überlassen wir den Mönchen :-)
Vor dem Öffnen des Vorhangs. Die Götter sind nun geweckt und bekommen schöne Flötenmusik zu hören.
Wir besuchen auch das ehemalige Wohnhaus von Mahatma Gandhi, heute ein Museum.
Mit einer Fülle von Eindrücken beenden wir den Tag. Mumbia und Indien sind ein sinnliches Erlebnis allererster Güte. Sieht man vom Traurigen ab, ist es schön in den Straßen unterwegs zu sein, denn es erreichen uns den ganzen Tag wunderbare Gerüche und eine großartige Farbenvielfalt und -üppigkeit. Da viel auf der Straße gekocht wird, riecht es oft nach Curry. Um die nächste Ecke Blütendüfte. Doch erstaunlich oft passen die guten Gerüche nicht zu dem, was das Auge trifft...
Lotusblüten
Kunstvolle Girlanden
Korianderduft auf dem Großmarkt. Mit frischem Ingwer, Knoblauch und Zwiebeln ein Hauptbestandteil der frischen Zutaten für die indischen Gerichte.
Mangosaison im Crawford Market
Mit diesen positiven Bildern lasse ich es für heute gut sein.
Ach ja, dieses Bild muss auch noch mit: Filmaufnahmen für Bollywood, mitten auf einer Straße...
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Unser Guide für "Mumbai erwacht" war wunderbar! Beseelt brachte er uns die Kultur, Religion und die Lebensweise der Inder näher. Als ich ihn fragte, ob ich eine Blütengirlande aus Jasminblüten kaufen könnte (das Gedränge war ja groß und wir hatten keine extra Zeit) wieselte er zu einem Verkäufer und drückte mir wenig später das Gewünschte in die Hand, ohne dafür bezahlt werden zu wollen. Ich muss sagen, auch die Zeremonie im Tempel beeindruckte mich und wir hatten den Eindruck, wir würden ihn glücklich machen, weil wir ihm zuhörten und staunten. Dies hier war mit Herz und Seele und gipfelte in den Bildern über das Leben Gandhis.
In dieser Serie könnt ihr unsere Weltreise mit einem Kreuzfahrtschiff um die Südhalbkugel Tag für Tag nachverfolgen. Im ersten Teil jeweils die überarbeitete Fassung einer WhatsApp Gruppe, im zweiten Teil Ergänzungen und weitere Fotos. Ich freute mich immer über Feedback aus der Gruppe, es ergaben sich Impulse und weitere Informationen durch den Austausch, weswegen auch manches davon hier (anonym) mit aufgenommen wurde. Alle Fotos im ersten Teil sind daher Handyfotos.
Diese Serie ist nicht dazu angetan Reiseführer zu ersetzen. Viel eher persönliche Schlaglichter auf Orte, Menschen, Pflanzen und Tiere, die uns für sich eingenommen haben zu zeigen und ein klein wenig nachvollziehbar und lebendig werden zu lassen, was wir auf dieser Reise erlebt haben.
Ein Rausch an Eindrücken, Farben und Geschichten!
AntwortenLöschen(Und Beamte sind nicht achtsam? – Da musste ich kurz schmunzeln!)
Herzliche Grüße
Petra
Liebstige Elisabeth: Kann es sein, dass dieser Kommentar bei dir nicht angekommen ist? Ich habe ihn zum Glück gespeichert und du kriegst ihn heute noch einmal, auch wenn er nicht mehr aktuell ist...
AntwortenLöschenGrins, "Beamte ausgenommen"...
Ja, liebe Elisabeth, diesen Eindruck hatten wir in Indien ebenfalls - wobei, es sind nicht nur "die Beamten", sondern viele, die irgendwo eine besonders verantwortungsvolle Position innehaben. Edi arbeitet ja (telefonisch) mit Indern zusammen (IT-Bereich, ausgelagert...) - und abgesehen von der Freundlichkeit und dem nicht immer so richtig gut verständlichen Englisch fällt dabei (und fiel uns auch auf den beiden Indien-Reisen) auf, dass "Vurschrift" in Indien "Vurschrift" ist und dass offenbar die Angst groß ist, eine solche "Vurschrift" zu verletzen. Deshalb wird buchstabengetreu gehandelt. Das führt dann auch manchmal dazu, dass es zwar die Vorschrift gibt, vor gewissen Gebäuden Metalldetektoren aufzustellen, aber es stand offenbar nicht dabei, dass darauf zu achten ist, dass die eintretenden Leute auch wirklich durch den Schranken hindurchgehen oder dass, wenn der Detektor Signale gibt, irgend jemand darauf reagieren sollte Oder dazu, dass man zwar ein paar Minuten vor der Sperrstunde eines Museums noch hineingelassen wird, aber nach 5 Minuten scheucht einen der Zuständige wieder hinaus, weil dann Sperrzeit ist. Zwei Teilnehmer unserer Tour (Indien 2) wurden bei der Gelegenheit einfach eingesperrt, weil sie dem (unfreundlich) Scheuchenden zu langsam waren ;-)) Mumbai und Goa haben wir auf unseren beiden Indienreisen nicht gesehen, aber jetzt war ich ja dank deiner Bilder und Schilderungen "dort". Was die Slums betrifft: Uns wurde gesagt, dass die meisten, die dort leben, entweder aus dem "armen Ausland" geflüchtet sind - Bangladesh und Pakistan (weil sie ethnischen Minderheiten angehörten oder dort aus anderen Gründen keine Lebensgrundlage fanden) - oder sie kamen vom Land und hatten gehofft, in der Stadt bessere Bedingungen vorzufinden (was dann nicht der Fall war...) Falls du mal Lust hast, über Slums in Mumbai mehr zu lesen, kann ich dir den autobiografischen Roman Shantaram empfehlen, da kriegt man einen ganz passablen Einblick... https://de.wikipedia.org/wiki/Shantaram_(Roman) ...
Ich wünsche dir eine angenehme erste Aprilwoche,
herzlichst, die Traude
http://rostrose.blogspot.co.at/2018/03/der-marz-2018-war-blaugrun-und.html