Mittwoch, 11. Mai 2016

Rote Wangen geholt

Wie wohltuend Abstand tut habe ich erst wieder vor Kurzem erlebt. Eine Woche Irland. Kaum etwas der allgegenwärtigen Informationsflut hat mich und zwei Freundinnen, die mit mir reisten erreicht. Ausblick von Bergen, salzige Luft am Meer und zauberhafte Einblicke in eine kleine Welt, die durch liebevolle Hände einen sichtbaren Ausdruck bekommen hat. In Glanleam House and Gardens auf Valentia Island stolperten wir in einen Fairy Garden. Die Prinzessin in uns wollte das Einhorn irgendwo da hinter den letzten Bäumen sehen.



Alles hier wollte verführen, uns auf die Bühne einer imaginierten Welt holen. Elfen oder Zauberwesen? Huschte nicht gerade etwas dort drüben vorbei? Wie hätte ich mich als kleines Mädchen gefreut hier sein zu können und mit den Unsichtbaren zu spielen. Diese Zeit des natürlichen Verbundenseins mit Allem was ist, längst vergessen. Merkwürdig doch, wie wenig es brauchte. Eine schmale Spur der Erinnerung bahnte sich ihren Weg ins bewusste Sein. Ein Hauch von Zeitlosigkeit zwischen den Bäumen und bemoosten Steinen. Ein Huschen im Augenwinkel. Hinter eine lange ausgeblendete Ecke geschaut. Vertraute Bilder aus Kindertagen, Geruch von feuchter Erde, ein feiner Flügelschlag im Ohr. Eine magische Welt, plötzlich gültig und sehr real tauchte aus den Tiefen auf. Als Kind empfand ich mich als weise, die Erwachsenen konnten Vieles, das offensichtlich da war nicht sehen. Ich dachte, sie hätten sich dagegen entschieden, aus welchen Gründen auch immer. Bis auch ich eines Tages die Welt jenseits der zarten Schatten vergessen hatte. 

Es kamen Anrufe zum Ausgang der Wahl, die unser Land zurzeit in zwei Lager teilt, während wir bei den Feenhäuschen saßen und auf das Meer schauten. Ein gerade gewachsener Flügel schien plötzlich verklebt. Ein bisschen nur bewegen, ihn wieder befreien, ich würde ihn nie mehr ablegen...




Eine von uns nahm Dinge mit - Zapfen, Steine, Schneckenhäuser, Holzstückchen, Moos - für die Feendependance zuhause, unter ihrem großen Mammutbaum. Ein tiefe Sehnsucht in uns war angestoßen. Nach einer guten Welt, in der die Menschen in Einklang mit der Natur und allen Wesen leben, ein Traum, den nicht nur wir hegen. An den zu glauben wir verlernt haben...




Irgendwie passte all dies zu unserer Woche, wir wohnten in einem alten Cottage, zur Ferienwohnung umgebaut. Einfach und gemütlich. Mit Steinboden, offenem Kamin, den wir am Abend eifrig nutzten und Enteneiern zum Frühstück, während die Enten vor dem Küchenfenster hin- und herliefen. Den ganzen Tag draußen rote Wangen geholt, dann ordentlich gegessen und am Abend ins offene Feuer geschaut. 



Ach ja , fast hätte ich es vergessen. Auch so ein Traum von mir: Mal in einem Baumhaus zu wohnen. Auch das kann man mieten. Irgendwo in Amerika, in den Wäldern mit den Riesenbäumen wäre das schön, oder auch anderswo. 



Nur ja keine Träume vergessen. Ein gutes Leben ist manchmal einfacher als uns eingeredet werden will. Die Flügel pflegen, die zarten Schatten begrüßen, von Zeit zu Zeit ein Feuer schüren und die Türe zur Zeitlosigkeit nie mehr schließen...



  

5 Kommentare:

  1. Hach, wirklich ein Traum. Es braucht doch so wenig ...
    Wunderbar gesagt: " Ein gutes Leben ist manchmal einfacher als uns eingeredet werden will."
    Liebe Grüße
    Christiane

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  2. Was für eine verzaubernde Welt! Wie schön, dass man auch erwachsen das ausleben kann! Ja, und wichtig und richtig: sich nicht reinreden lassen, wie frau gut zu leben hat.
    Übrigens gibt es heute bei mir Sophie Freud....
    Grüße nach Wien!
    Astrid

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  3. was für ein Traum..
    was beneide ich dich .. Irland wäre auch so ein Wunschtraum von mir
    wie hübsch die Feenhäuser..
    liebevolle Fantasie..
    schön dass es immer noch solche Rückzugsoasen gibt..
    liebe Grüße
    Rosi

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  4. Das ist ja niedlich! Da wäre ich auch gern auf Erkundungstour gegangen.
    VG
    Elke

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  5. Eine wunderschöne Welt, liebe Elisabeth! Ich wußte doch, dass in meinem Garten noch etwas fehlt.
    Liebe Grüße
    Erika

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