Dienstag, 17. Juni 2014

Vom Aussterben bedroht

Selten, sehr selten schon anzutreffen. Das Einzelhandelsfachgeschäft mit Spezialisierung auf Qualitätware mit riesigem Angebot. Mal ehrlich, wie viele Geschäfte dieser Art kennt ihr in eurer Stadt? 

In Treviso, einer kleinen Provinzstadt nördlich von Venedig bin ich über dieses Geschäft gestolpert. Wie aus einer anderen Zeit zurückgeblieben wirkt er, der ehemals elegante Laden, wo der Fachmann hinter dem Verkaufspult und Schneidetisch seine Kunden berät und jede Zeit der Welt mitbringt, um sein Klientel zufrieden zu stellen. Keine wild übereinander geworfenen Stoffballen auf Wühltischen, sondern fein geordnet in allen Farben und Qualitäten liegt die Ware gut sichtbar und übersichtlich in den Regalen. Viele Jahrzehnte dem Anschein nach wird hier in bewährter Manier gearbeitet und keinen kurzlebigen Strömungen nachgegeben, mit ein paar Ausnahmen vielleicht. Es gibt Polo-Shirts zum mitnehmen und die alte Registrierkasse steht als Schmuckstück in der Auslage. Das wars dann schon mit Modernität. Sehr sympathisch! Man muss nicht zu den Gestrigen zählen, um das zu mögen. Wie oft ist mir schon passiert, dass ich Verkäufer egal welcher Branche nach einem bestimmten Stück gefragt und eine Abfuhr bekommen habe, um dann, nicht aufgeben wollend, nach genauerem Schauen doch fündig zu werden. Nicht den Fehler machen, denjenigen dann zu suchen und aufzuklären, anschnauzen kann ich mich selbst, wenn ich mal dazu Lust habe.



Aber zurück zu diesem Kleinod aus der Hochblüte der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts. Solche rar gewordenen Methusalems des Einzelhandels müssten systematisch fotografisch dokumentiert werden. In nicht allzu ferner Zeit wird es auch dieses Geschäft wahrscheinlich nicht mehr geben, ein Stück Kulturgeschichte der Wirtschaft der Vergangenheit angehören. Dann wird es nur mehr Fotos und Erinnerungen davon geben, keine Stoffe mehr durch prüfende Finger gleiten und für den neuen Maßanzug wird wohl ein kleines Stoffmuster aus dem Musterbuch beim Schneider ausreichen müssen.



Bei aller Begeisterung für viele Veränderungen in den letzten Jahren wünschte ich mir, dass manches Althergebrachte bestehen bliebe. Nicht weil ich hier jemals etwas kaufen wollte, sondern einfach nur, weil es auf seine Art schön und selten geworden ist...




    

6 Kommentare:

  1. Guten Morgen liebe Elisabeth,
    Du sprichst mir aus dem Herzen!
    Ich wünsche Dir einen wunderschönen und glücklichen Mittwoch!
    ♥ Allerliebste Grüße Claudia ♥

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  2. Guten Morgen Elisabeth,
    ich schließe mich meiner Vorrednerin an und stimme Dir in allen Punkten zu.
    Einen schönen Tag
    Katala

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  3. Wie schön dein Bericht. So langsam werden sie aussterben diese Kleinode. Es ist ein Jammer. wie schön, dass du noch so einen Laden gefunden hast. Einige wenige kenne ich auch noch. Ich habe ein Buch "Kleine Könige" da sind Berichte mit wunderbaren Fotos über solch Tradionsgeschäfte in Hamburg. Ich sollte mich mal auf den Weg machen um zu gucken, welchen dieser Läden es noch gibt. Wie sehr schätze ich die Erfahrung der VerkäuferInnen, die ihren Beruf von der Pieke auf gelernt haben. Eine gute Beratung ist Gold wert.
    Dir einen goldigen Tag.
    LG Heidi

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  4. Wow! Ich teile deine Meinung ganz und gar. Es gibt hier einen einzelnen Fachhändler für Schreibwaren, das wars. Alles andere ist oft Krusch. Pfennigläden, und auch unser gutes Fachgeschäft für Haushaltswaren hat sein Sortiment umgestellt. Wo findet man heute noch gutes Geschirr? Viele kaufen in den Möbelnhäusern die billigen Sets. Ich mag die nicht.
    In die Großstädte gehe ich nicht, also bleiben mir nur die Kleinstädte. Es ist traurig. Manchmal finde ich in England ein gutes Fachgeschäft, dort gibt es sie manchmal noch. Aber auch dort findest du jetzt überall die Pound-Läden, grauenvoll.

    Sigrun

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  5. Guten Morgen!
    Da bin auch ich Deiner Meinung, und ... es ist so schade.
    Ist das in Wien auch so, ich dachte immer, dort findet man noch die besonderen Geschäfte!?
    liebe, kurze Grüsse (ich packe schon und es wird chaotisch!)
    Elisabeth

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  6. Wunderbare kleine Reportage!

    Ich kenne das auch - dieses "haben wir nicht!" und dann hatten sie es doch...

    Liebe Grüße - Monika mit Bente

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