Sonntag, 10. Juli 2011

Auch eine Liebe

Das Haus, in dem ich wohne wurde in den Obstgarten eines bäuerlichen Anwesens gesetzt. Einige der Bäume mussten dafür gefällt werden, andere blieben. Zwischen den einzelnen Bäumen war ein großer Abstand eingehalten worden, schließlich sollten sie genug Platz haben, um Sonne von allen Seiten auf die Früchte zu bekommen. Als ich kam, waren die meisten Bäume schon alt. Ich mochte ihre Persönlichkeit und sie nicht schneiden. Zwischen einem Apfelbaum und einem Kirschbaum war jahrelang eine Wäscheleine gespannt und mindestens vier Handtücher konnten nebeneinander in der Sonne trocknen. Der Abstand schrumpfte zusehends, Vögel bedachten die frisch gewaschene Wäsche mit den verdauten Resten der Kirschen oder was sich hocheffizient als wirklich verheerend auswirkte, Holunderbeeren.



Dieses Jahr nun wurde es augenfällig, der kleine rundliche Apfelbaumzwerg und der Kirschenriese haben sich verbrüdert oder -schwestert. Sie lieben sich und was der Kirschbaum jetzt bald keine Früchte mehr hat, macht er mit seiner Größe mehr als wett. Er pirscht sich an den Grillplatz heran und auf die andere Seite an den Nussbaum, den wir übermütigerweise an den Zaun gesetzt haben, weil er ja so süß aus einer von einem Eichhörnchen vergrabenen Nuss im Vorgartenbeet keimte und dort nicht bleiben konnte.



Man kann doch so einen wackeren kleinen Keimling nicht auf den Kompost befördern, dachte ich vor etwa 15 Jahren. Nun dieser sich jahrelang harmlos gebärdende Nussneuling muss in den letzten zwei Jahren an eine unterirdische Wasserader gelangt sein, ist er doch wie eine Rakete in die Höhe geschossen und hat schon unseren Himmelsstürmer im Kirschbaumgewand eingeholt. 
Wie wird das nur weitergehen? Ich mag es mir nicht ausmalen. Im Moment lieben sich alle drei heiß und alles Weitere sehen wir dann.

2 Kommentare:

  1. Liebe Elisabeth,
    was für eine schöne Apfel-Kirsch-Nuss-Liebe! Ich mag alte Obstbäume sehr, sie haben meistens einen wunderschönen malerischen Wuchs. Ich finde es überaus praktisch, dass Dein Haus mitten in einen Obstgarten gebaut wurde. Unser Haus steht auf einem ehemaligen Feld d.h. nix mit altem Baumbestand...
    Na, ob diese ménage à trois mal gut geht ;-)? Ich bin sehr gespannt!

    Liebe Grüße von Bärbel

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  2. Liebe Elisabeth! Bäume, die wie wild vor sich hinwuchern kenne ich zur Genüge, allerdings hätte ich nichts dagegen, wenn es ein paar weniger sein würden.

    lg kathrin

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